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den türkischen Admiral kategorisch auffordern, vor der Weiterreise seine
Funkenapparate zu entfernen. Der türkische Admiral antwortete mit ent-
schiedenem „Nein“, worauf die Engländer nichts mehr einzuwenden wagten.
Die in Aegypten gebliebenen Deutschen und Oesterreicher werden wie Ge-
fangene gehalten. Sie können die Städte nicht verlassen, dürfen nicht über
Politik sprechen (1) und müssen abends früh zu Hause sein. Das italienische
Gencralkonsulat, das den Schutz der Oesterreicher übernommen hat, pro-
testierte vergebens. (Berl. Tagebl., 18. Okt.)
Stuttgart, 17. Oktober. Die „Süddeutsche Zeitung“ erfährt von
ganz besonderer Seite aus Konstantinopel: England hat einen Teil seiner
igyptischen Truppen, wie es heißt, 15000 Mann, nach Frankreich ent-
sendet. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren hierfür die gleichen Gründe
leitend, die die englische Regierung in Kairo bewogen hat, die ägyptische
Artillerie, aber ohne Geschütze, nach dem Sudan zu setzen und der Infan-
terie die Patronen abzunehmen. Der Führer der ägyptischen National-=
partei, Mohammed Farid Bei, hält sich zurzeit in Konstantinodel guf
(W.T. B.
Konstantinopel, 17. Oktober. Hier sind in arabischer Sprache
abgefaßte und in Syrien verbreitete Proklamationen eingelaufen, die den
Titel tragen: „Was die Engländer gegen den Islam getan haben.“ Es
werden darin alle Unglücksfälle der Muselmanen aufgezählt, die von Eng-
land verursacht worden find. (W.T.B.)
Scharmützel an der holländischen Grenze.
W.T. B. Amsterdam, 17. Okt. „Nieuws van den Dag“"“ meldet
aus Breda vom 15. d. M.:
An der Grenze bei Meerle fand ein Scharmützel zwischen Deutschen
und Belgiern statt. Drei Deutsche sind gefallen. Die Belgier zogen sich
über die Grenze zurück, wo sie entwaffnet wurden. Alle jungen Männer
von Meerle bis Herenthals sind geflüchtet.
In Bierpliet ist ein Zweidecker gelandet, der mit einem Franzosen und
einem Belgier, wahrscheinlich Militärs, bemannt war. Er ging wegen
Mangels an Benzin nieder. Das Flugzeug wurde vorläufig unter poli-
zeiliche Ueberwachung gestellt.
Der vollständig ordnungslose Rückzug der Belgier.
Rotterdam, 16. Oktober. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant"
meldet aus Maastricht: Die Ueberreste der belgischen Armee aus Ant-
werpen, die sich aus der Umgebung von Ostende nach Dünkirchen zurück-
ziehen, werden in ihrem vollständig desorganisierten Rückzug zwischen Dix-
mude und Roulers von französischen Marinetruppen und Kanallerie, welche
dort Verstärkungen erhielten, beschützt. Am Donnerstag mittag wurde
ihre Stellung von beträchtlichen deutschen Truppen sämtlicher Waffen an-
gegriffen. Wenn es, wie es wahrscheinlich ist, diesen deutschen Truppen
gelingen wird, die Franzosen zurückzuwerfen, werden deutsche Truppen
bald vor Dünkirchen erscheinen, das von den Verbündeten verstärkt worden
ist. Die belgische Bevölkerung flieht eiligst in der Richtung auf Dünkirchen
und Boulogne und vergrößert die Unordnung auf den Straßen. Da der
Verbindungsweg Brügge—Ostende—Nieuwpoort in deutschen Händen ist.
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