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Wie wäre auch das Fortbestehen aller dieser älteren Be-
stimmungen mit den Ausführungen der Motive zu vereinbaren,
die gerade die Tatsache der Zusammensetzung der pfälzischen
Gemeindegesetzgebung aus den zahlreichen französischen Gesetzen,
Staatsratsgutachten etc. als Ursache der notwendigen
Aenderung bezeichnen? Wie stimmte das ferner mit dem in den
Motiven scharf ausgesprochenen Grundsatz überein, dass die
Umgestaltung nur im Sinne der der deutschen Auf-
fassung des Gemeindewesens entsprechenden Prin-
zipien zu erfolgen habe?
Wenn man nun die Meinung vertritt, dass neben der
Gem.O. auch noch alle früheren Bestimmungen weiterbestehen,
welche sich in irgend einer Weise mit den in der Gem.O. ge-
regelten Gegenständen befassten, und nicht den Vorschriften der
Gem.O. direkt widersprechen, dann hat man die Gefahr, die
man gelegentlich der Beratung der rechtsrhein. Gem.O,. ausdrück-
lich zu vermeiden suchte !?3, geradezu .. künstlich geschaffen. Es
ist auch leicht einzusehen, dass wenn jemand sich die Mühe
133 Vergl. hierzu die Ausführungen des Abg. Brater (Kammerverhandl.
I. Abteilung, Protokolle der Sitzungen des Ausschusses S. 601): Brater hält es
für wichtig, dass derganze bisherige Apparatvon Verord-
nungen, Vollzugs-Instruktionen und generalisierten
Entschliessungen miteinemStrichvertilgtwerde. Wenn
man dies nicht tue, werde nach Verkündigung des Gemeindegesetzes nie-
mand im Lande mehr wissen, was von diesen zahllosen Instruktionen und
Entschliessungen noch gelte und was nicht mehr. Erst im Laufe der Jahre
werde man erfahren, jenes Reskript sei noch gültig, dieses nicht mehr,
daseinegehörezudenentgegenstehenden Vorschriften,
dasanderenicht. Zunächst müsse tabularasa gemacht
und ausser allen Zweifel gestellt werden, dass alle alten Instruktionen und
Reskripte ihre Gültigkeit verloren hätten. Das war nach Aeusserung des
Ministerialkommissärs auch der Standpunkt der Regierung. Es steht nichts
im Wege, diese Ausführungen im Wege der Analogie auch auf die pfälzische
Gen.O. anzuwenden. Denn hier war ja die erwähnte Gefahr eine viel
grössere. Zudem hat ja die Praxis bestätigt, dass die vom Abg. Brater
prophezeite Konfusion wirklich eingetreten ist!