— 133 —
„geräumt werden, insoweit zustehen, als seitens des Deutschen
„Reichs bei Stellung des Antrages für gleichartige Fälle die
„Gegenseitigkeit an Japan zugesichert wird.“
Es muss für solche (Gegenseitigkeitsvereinbarungen, mögen
sie allgemeiner oder besonderer Natur sein, alles das gelten, was
von den Auslieferungskonventionen selbst gilt’$°. Auch hinsicht-
lich der Reziprozität sind neue Momente in ihnen nicht enthal-
ten. Ihre Behandlung in der internationalen Praxis ist die gleiche
wie die aller anderen Rechtshilfevereinbarungen !"°.
48. Ueber den Wert der Reziprozität in den Auslieferungs-
beziehungen hat sich die Fachliteratur mannigfach ausgesprochen,
während sie an ihrem Wesen im allgemeinen gleichgültig vor-
überging. So ist es kaum verwunderlich, dass man fast immer
geringschätzigen Urteilen begegnet'!”!. Sie pflegen in mehr oder
16° HERBAUX p. 1043; vgl. auch hier p. 1058 et suiv. die Reziprozi-
tätserklärungen zwischen Frankreich und Jen deutschen Staaten, und dazu
die Uebersicht in dem Tableau p. 1091; ferner BEAUCHET p. 24 et suiv.
170 Das beweist z. B. der Bericht des schweizerischen Bundesrats über
die Rechtspflege des Jahres 1892, in dem das Auslieferungsgesetz erlassen
wurde (Journal du droit international tome 20 (1893) p. 669): „Aussitöt que
la loi sur l’extradition fut entree en vigueur, nous examinämes si les pro-
messes de reciprocit6 de la Suisse avec les puissances &etrangeres pouvalent
etre maintenues sous l’empire de cette loi. Tel n’a pas ete le cas pour une
declaration &Echangee avec V’Italie, en 1875, au sujet de l’extradition re&ci-
proque pour pederastie, ce delit n’etant pas prevu par la loi nouvelle. Nous
avons charge, en consequence, notre legation & Rome, sous date du 2 juin
1892, de denoncer cette declaration. Le gouvernement italien a pris acte
de la denonciation et nous a signal&E en möme temps le fait, par rapport
a une autre promesse de r&ciprocite avec l’Italie, pour inceste, que, & teneur
de l’article 387 du nouveau Code pe6nal italien, l’inceste n'est passible de
peine que lorsqu’il est accompagne d’outrage & la morale publique.“ Siehe
auch das Urteil des deutschen Reichsgerichts vom 10. Mai 1902 (Entschei-
dungen in Strafsachen Bd. 35 S. 254) und dazu MRTTGENBERG, Praxis des
Reichsgerichts 8. 408, 448.
1 Vgl. von Mouau S. 725 fg.; von BAR, Internationales Privatrecht 1889
Bd. 1 8. 287, doch scheint er von diesen ganz allgemein gehaltenen Sätzen
für das Auslieferungsrecht eine Ausnahme zu machen: Intern. Privat- und
Strafrecht S. 606 und Lehrbuch S. 291 Anm. 9; LAMMAScH, Auslieferungs-