Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 25 (25)

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Im Gegensatz zu diesen späteren wendet sich, wie bereits 
angedeutet, THoMAs HoBBEs mit Nachdruck gegen die An- 
schauung, dass der Mensch ein Lebewesen sei, der von Natur 
zur Vergesellschaftung geeignet wäre?®. Im Gegenteil, von Na- 
tur streben die Menschen danach, einander zu verletzen; denn 
wenn zwei dieselbe Sache begehren, die man weder gemeinsam 
geniessen noch teilen kann, so folgt daraus, dass sie der Stärkste 
erhält; und wer derStärkste ist, das wird durch Kampf entschieden ®, 
Im Naturzustand kommtjenes gemeinsame Begehren ganzregelmäs- 
sig vor; „denn die Natur gab einem jeden das Recht an allem; d.h. 
im reinen Naturzustand, oder bevor sich die Menschen durch irgend 
welche Verträge verpflichtet hatten, war einem jeden erlaubt, alles 
zu tun, und gegen wen er wollte; und alles, was er wollte und 
konnte, zu besitzen, zu gebrauchen, zu geniessen“?”. Freilich 
war dieses allgemeine Recht an allem den Menschen recht wenig 
dienlich. Es gab kein Eigentum, keine Herrschaftsgewalt, keinen 
Unterschied von Mein und Dein; es gehörte einem alles nur so- 
lange, als man es behaupten konnte?®,. Wenn man also auch 
zu sagen vermochte: das alles ist mein, so hatte der Nachbar 
dasselbe Recht, so dass demnach der eine auf Grund Rechtens 
angrifi, der andere aus demselben Grunde Widerstand leistete?®, 
So „lässt sich nicht leugnen, dass der natürliche Zustand der 
Menschen, bevor man sich zur Gesellschaft zusammentat, der 
Krieg war; und nicht allein das, sondern der Krieg aller gegen 
alle“ 30, 
25 De cive, op. lat. vol. II, S. 158 f.: Eorum, qui de rebus publicis ali- 
quid conscripserunt, maxima pars vel supponunt, vel petunt, vel postulant, 
hominem esse animal aptum natum ad societatem; Graeci dicunt C$ov roit- 
tmöv. Quod axioma, quamquam a plurimis receptum, falsum tamen, error- 
que a nimis levi naturae humanae contemplatione profectus est. 
2° De cive S. 168, 
®’ De cive 8. 164 f. 
?8® Leviathan, engl. works vol. III, S. 115. 
2® De cive S, 165 £. 
® De cive S. 166: Negari non potest, quin status hominum naturalis,
	        
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