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schengesellschaft; es zu meiden, dazu ist sie ja konstituiert.
Man soll in dieser das Grundgesetz befolgen: was du nicht
willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem andern zu°®®; und
wenn beide in ihrem Rechte zu sein glauben, dann soll eine un-
parteiliche Instanz da sein, an die sie appellieren können, um
in solchem „Kampfe ihr Recht zu finden“.
Und in diesem Sinne ist eine politische Gesellschaft von
einer natürlichen zu trennen °); die äussere Regelung ihres Ver-
kehrs und Miteinanderlebens, die die Menschen vorgenommen
haben, ist einer jeden Menschengesellschaft immanent; da-
mit haben wir das Recht”,
Das Recht ist das Band, das die Gemeinschaft zusammen-
hält°®; es ermöglicht deren dauernden Bestand; und es ist aus-
sonnes qui ne sont point membres d’une Societe suffisamment puissante et
permanente, etablie sur de bonnes Loix, les pretentions ne peuvent jamais
&tre reellement terminedes que par la destruction de l’un on de l’autre des
Pretendeus. Vgl. ebenda S. 5 f.: Kommen zwei in Streit, so haben sie sich
auseinanderzusetzen; dafür gibt es zwei Mittel: ou la force, ou la Loy. 8. 6:
les Loix qui distribuent a chacun ce qui lui doit appartenir legitiment.
K. V. FRICKER, Problem S. 401 f.: „Der Kampf ums Dasein, wie er in der
nicht geistigen Welt des Lebendigen vor sich geht, ist nicht die höchste
Form der Koexistenzregelung in der geistigen Welt; die höhere mensch-
liche Form des Kampfes ums Dasein ist gerade der durch das Recht ge-
regelte eingedännmte Kampf, der Kampf innerhalb des Rechts.‘ Dies Prin-
zip muss auch im Völkerrecht beachtet werden.
% Abbe de St. PıERRE, Projet I, S. 388: La premiere Loi d’equite na-
turelle dont toutes les autres Loix justes derivent comme de leur source:
Ne faites point contre les autres ce que vous ne voudriez pas qu’ils fissent
contre vous, si vous e&tiez A leur place, et qu’ils fussent & la vötre. Tr.
Hogges, Leviathan S. 118: This is that law of the Gospel; whatsoever you
require that others should do to you, that do ye to them. And that law
of all men: quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris.
»® Vgl. J. BENTHAMm, Fragment S. 136 ft.
e O0. NiproLp, Vertrag 8.15: „Der Satz: ubi societas, ibi ius hat seine
volle Berechtigung.“ E. HÖLDER, Staat S. 637: „dass endlich als Kehrseite
der Zwangsherrschaft der Staatsgewalt das positive Recht erscheint.“
ve A. LASson, Prinzip S. 49: „Ohne das Recht könnte es überhaupt
keine Gemeinschaft, ja keine Menschen geben und wäre die menschliche
Bestimmung überhaupt unerreichbar.“