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Wasserstrassen, welche überwiegend dem Seeverkehr oder der
Binnenschiffahrt dienen. Am häufigsten erscheint die Verbin-
dung von Schiffahrts- und Vorflutsinteressen, wobei die letzteren
nicht selten überwiegen. In manchen Fällen haben sie den
eigentlichen Anlass zum Bau von Kanälen und zur Verbesserung
von Flüssen gegeben, während der Nutzen für die Schiffahrt nur
als Nebenzweck erstrebt wurde oder als tatsächliche Nebenwir-
kung eintrat. Die Vorflutsinteressen im weiteren Sinne umfas-
sen auch diejenigen des Hochwasserschutzes; sie sind aber keines-
wegs immer gleichbedeutend mit landwirtschaftlichen. In einigen
wichtigen Fällen liegen sie vielmehr auf dem Gebiete des Städte-
schutzes und der städtischen Entwässerung. Beispiele der letz-
teren Art sind die Verbesserung des Spreelaufes durch Berlin
und der Bau des Teltowkanals, der ursprünglich nur als Ent-
wässerungskanal für die südlichen Berliner Vororte geplant war.
Als Beispiel einer die landwirtschaftlichen Vorflutsinteressen
wirksam fördernden künstlichen Wasserstrasse mag der Ems-
Jadekanal genannt werden. Alle Stromregulierungen dienen
gleichzeitig den Vorflutsinteressen in grösserem oder geringerem
Masse, während bei den Flusskanalisierungen weniger die Ver-
besserung der Vorflut als vielmehr die unter Umständen sehr
wünschenswerte Hebung des Grundwasserstandes, die Möglich-
keit der Berieselung und die Gewinnung von Wasserkräften ın
Frage kommt. Die beiden letzteren Vorteile in Verbindung mit
einer wesentlichen Verbesserung des Schiffahrtsweges werden
durch die jetzt im Bau begrifiene Kanalisierung der Aller er-
reicht. Von grosser Bedeutung ist die Kraftgewinnung bei dem
noch nicht zur Ausführung gelangten Plane der Neckarkanali-
sierung. Aber sie spielt auch bei der Erbauung von Talsperren
zur Speisung des Niedrigwassers schiffbarer Flüsse eine nicht
unwesentliche Rolle.
Welche Vorteile die im Interesse der Seeschiffahrt ausge-
führte Begradigung und Vertiefung eines Stromes der Landwirt-