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Unternehmen als verfehlt und aussichtslos zu diskreditieren. Wie
es im Festungskriege als Grundsatz gilt, Außenwerke, die man
nicht halten kann, rechtzeitig freiwillie aufzugeben, und wie man
darüber einig ist, daß dadurch die eigene Stellung nicht geschwächt,
sondern gestärkt wird, so gewinnen auch ideelle Bestrebungen an
Kraft, wenn man sie auf greifbare Ziele beschräukt und entschlos-
sen dasjenige über Bord wirft, was mindestens zurzeit sich nicht
verwirklichen läßt, sondern als utopisch erscheint und deshalb als
unnützer Ballast betrachtet werden muß.
Das gilt auch von der Friedensbewegung. Vorschläge, die
darauf gerichtet sind, die von ihr aufgestellten Forderungen einer
wohlwollenden, aber offenen und rückhaltlosen Kritik zu unter-
ziehen und alles auszuscheiden, was einer solchen nicht Stand
hält, sollten deshalb von ihren Anhängern nicht als Angriffe und
Beeinträchtigungen, sondern als wertvolle Unterstützung betrachtet
werden. Jedenfalls sollte man sie sorgfältig prüfen und sich von
einer unbefangenen Würdigung nicht dadurch zurückhalten lassen,
daß dabei einige Lieblingsgedanken preisgegeben und der Bewegung
engere Grenzen als bisher gezogen werden müssen. Was sie da-
durch in extensiver Beziehung verliert, wird sie in intensiver dop-
pelt gewinnen. Nur auf diesem Wege kann es gelingen, den
guten Kern zu retten und zur Vervollkommnung menschlicher Zu-
stände einen wertvollen Beitrag zu liefern.