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31:1471, daß „das Dekret für jedes einzelne Komitat abzuschrei-
ben und an den Sitz des Gerichtshofes der Komitate zu senden ist,
damit es in den einzelnen Sitzungen der Adeligen zur Hand seı*,
Abschriften von den Dekreten wurden den Komitaten sogar schon
früher gesendet®, dies ward jedoch nicht als Verkündigung be-
trachtet, war zur Erwachsung des Gesetzes in Rechtskraft nicht er-
forderlich, es geschah einfach zur Bekanntmachung des authentischen
Gesetzestextes°®. Früher geschah diese Kundgebung in den Komitaten
a. 2. 0. 8. 65f. — Lukas, Über die Gesetzes-Publikation in Österreich
und dem Deutschen Reiche. Graz 1903, 8. 29f. — Joö a. a. O. S. 86,
108 f.) Nach LABAnND ist diese solennis editio unserer Gesetze deutschen
Ursprungs. (A. a. O. Bd. II, S. 15£.) Dies mag wohl ein Versehen sein. Die
feierliche Vorlegung ist ein uralter Zug unserer Verfassung, ja im Anfang,
in der Zeit der königlichen Gesetzgebung, wurde der Reichstag in dıeser
Hinsicht zu nichts anderem gebraucht, als zur Verkündigung der Beschlüsse
des Königs vor demselben. Wie KArL KMETY richtig bemerkt: „Die könig-
lichen Dekrete stützen sich scheinbar ausschließlich auf die königliche Ge-
walt; dem Volke scheint eher eine passive Rolle zugeteilt zu sein (cum
testimonio populi).“ A magyar közjog tankönyve. [Lehrbuch des unga-
rischen Staatsrechtes.] 5. Aufl. Budapest 1911, S.4. — Ebenso GEJZA FER-
DINANDY, Magyarorszäg közjoga. [Das Staatsrecht Ungarns.] Budapest 1902,
S. 67. LABAND wurde höchstwahrscheinlich irregeführt dadurch, daß unter
den Königen aus dem Hause Habsburg die solennis editio erst später wie-
der angewendet wurde, nachdem sie eine Zeitlang außer Gebrauch war.
Er hatte unsere Verfassung vor der Schlacht bei Mohäcs wahrscheinlich
nicht studiert. Dieses Versehen LABANDs übernahm auch LIEBENOw.
A. a. 0. 8. 72. — Vgl. Joö a. a.0. 8.215f. — Über die Verkündigungen
auf den Reichstagen in der Zeit der Arpäden vgl. GEORGIUS FEJER, Codex
diplomaticus. Budae 1829—44, t. X., vol. 2., p. XXVII. squ. — Kfrtszy, A
magyar orszäggyulesek eredete. [Der Ursprung der ungarischen Reichstage.]
Debrecen 1898, S. 103.
® Vgl. den GA. 30: 1459 und später den GA. 1: 1475. (Mitg. von
JOSEPHUS NICOLAUS KOVAcHICH, Sylloge Decretorum Comitialium. Pesthini
1818, t. L, p. 171., 221.)
» Vgl. AKusıus Tımon, Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte,
2. Aufl. Berlin 1909, S. 639 und Joö a. a. O0. 8.215. — Der GA. 10: 1500
fordert bloß: „.. ili. . consuetudines, et jura regni, quae in judiciis
allegari consueverunt, explanare. et conscribi facere; ad futurasque con-
ventiones regnicolarum generales, juxta seriem de-
ereti celebrandas, semper coram regia majestate, ac dominis praelatis