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sol. Fürs erste wenigstens. Später, wenn einmal — so
sehen es die Iren an — die wirtschaftlichen Folgen der Aus-
wucherung durch die englischen Großgrundbesitzer beseitigt sınd,
wenn zum prosperierenden industriellen Norden auch ein gedeih-
lich landwirtschaftlicher Süden gekommen ist, und Irland sich
leieht selbst erhalten kann, dann ist auch die Zeit gekommen,
wo Irland sich seine eigene Staatsschatzverwaltung einrichten
darf. Denn wenn (s. 26) der Joint Exchequer Board
findet, daß nach dem Inkrafttreten des Gesetzes in drei aufein-
anderfolgenden Jahren der Ertrag Irlands an Reichssteuern
und irischen Steuern zusammen die transferred sum üb er-
stiegen hat, dann solleineigenes Parlament ein-
berufen werden, in dem irische Abgeordnete in verhältnismäßig
gerechter Zahl sitzen, und das die Finanzvorschriften der Home
Rule Bill einer Revision unterwirft, derart, daß die Steuerhoheits-
schranken in Irland fallen, und Irland als Preis für die volle
wirtschaftliche Selbständigkeit einen Beitrag zu den Reichskosten
leistet.
Das ist ein Bild, vonder Hoffnung der eifrigsten irischen
Patrioten gemalt; aber auf das dunkle Gewölk, das den Zukunfts-
himmel noch verbirgt, werfen auch die Nörgler, die Skeptiker,
und, wenn man gerecht sein will, die vielen vernünftigen Leute,
die heute den Staat nur recht wirtschaftlich und gewinnbringend,
ohne viel Grundsätze und Gefühle, verwaltet haben wollen, ihre
Prophezeiungen und Kritiken, und die sind von einer anderen
Farbe.
Zwei große Einwände und Bedenken stehen auch der
gesetzgewordenen irischen Home Rule noch gegenüber und werden
sich von Jahr zu Jahr, je mehr sich die irische Selbstverwaltung
einlebt und natürlich entwickelt, verstärken. Zuerst die große
und heikle Frage: wo Halt machen auf der Bahn der
Devolution? Was Irland recht ist, sollte Schottland, dem
ebenfalls durch eine Union einverleibten oder angegliederten, sollte