—- 909 —
fressen wollen, Cork gegen Dublin, Bauern gegen
Städter, Beamte, Arbeiter, Sozialreformer zu stehen kommen.
Ein Zusammenhang mit den beiden großen eng-
lischen Parteien läßt sich durchaus nicht
erhalten; die Dankbarkeit des Nationalisten an die englischen
ILıiberalen, die ihm seinen Herzenswunsch erfüllten, reicht dafür
nicht hin, und wenn Schottland und Wales morgen ihre
eigenen Parlamente bekämen, gälte für sie übermorgen das
Gleiche. Die Mehrheitsparteien und damitdie
Regierungen dieser Landtage gehören nicht
mehr zu einerder großen Parteien des West-
minster-Parlaments. Aber was wird dann aus diesem
selbst, und seinen zwei Vorderbänken, und seiner Parlaments-
regierung?
Die Home Rule Bill läßt, im Gegensatz zu GLAD-
STONES erstem Entwurf, irische Abgeordnete auch nach
der Lösung der Union im Reichsparlament sitzen: 42 an
der Zahl, neu davon wahrscheinlich unionistische Ulsterleute.
Diese 42 oder 31 Iren werden in Zukunft, wie die 103 Iren
im jetzigen Unterhaus (oder die 64 Nationalisten, die mehr als
Unionisten in Irland gewählt sind), bei mancher Abstimmung das
Schicksal der Regierung in der Hand haben; um so mehr, je
weniger sie in einer der englischen Parteien aufgehen. Sie werden
ein Gesetz, das für England allein bestimmt ist, und das die
Mehrheit der englischen Abgeordneten will, zu Fall bringen
können, aber wenn die Regierung, die dieses Gesetz einbrachte,
abgedankt und der Opposition Platz gemacht hat, so wird diese
ebensowenig auf die 30 oder 40 Iren rechnen können wie ihre
Vorgängerin. Denn sie werden keinem Partei-Ein-
peitscher folgen, weil sie keiner Parteimaschine
und keinem Wahlfonds ihr Mandat danken. Sie
werden die Totengräber des großen alten Parlaments von
Westminster sein.