besten des Buches. Für dieses soziale Beamtentum fordert er mit gutem Grund
„die Verbindung rechtswissenschaftlichen, volkswirtschaftlichen, allgemein-
kultursllen, insbesondere geschichtlichen, sozialpolitischen und politischen
Wissens mit einer nie rastenden Verbreiterung und Vertiefung der Erfahrung
und Einsicht in alle sozialen Verhältnisse derjenigen Volkskreise und Sach-
gebiete, die für die Beamtentätigkeit in Frage kommen‘. Daß gerade STIER-
SOMLO, wie kaum jemand, berufen erscheint, für diese Vorbildung Richtlinien
zu geben, ist einleuchtend.
Aus der Fülle von Einzelfragen, die der Verfasser noch berührt, sind
besonders interessant die über Staatsangehörigkeit mit der hier erhobenen
Forderung der Anerkennung und gesetzlichen Feststellung des ius soli auch
bei uns; die ausführliche (auch historisch ziemlich eingehende) Darstellung
des Armen- (mit Einschluß des Unterstützungs-)wesens, die Ausführungen
über Schule und Unterricht mit der Würdigung des Streites Konfessions-
oder Simultanschule.
Besonders eingehende Behandlung erfahren die Kapitel ‚„Selbstverwal-
tung‘ und die ‚auswärtige Politik“. Daß er sich hier mit Nachdruck gegen
die Leugner des Völkerrechts wendet, nimmt zwar bei dem Herausgeber des
vortrefflichen ‚‚Handbuches des Völkerrechtes‘ nicht wunder, muß aber um so
dankbarer begrüßt werden, als diese — mit Sarkasmus gewürzten — Aus-
führungen wie das ganze Buch ja an einen umfassenden Leserkreis, an alle
politisch-interessierten Deutschen gerichtet sind. Interessant sind die auf
diese Auseinandersetzungen folgende Erörterungen über die Fragen der ‚‚großen
Politik‘, die nichts mehr und nichts weniger als eine völkerrechtsgeschichtliche
Darstellung der letzten 25—30 Jahre vor dem Kriege in knappster, aber glän-
zender Form bedeuten, an die sich eine Erörterung der großen weltpolitischen
Probleme schließt. Hier sind besonders die eingehenden Betrachtungen über
die Nationalitätenpolitik, die ebenso ruhige als sachliche Untersuchung erfährt,
sowie über die zum politischen Schlagwort ausgewachsene Frage der Geheim-
politik rühmend hervorzuheben.
Schon die kurze, hier gegebene Uebersicht über den Inhalt des vorzüg-
lichen Buches, das in diesen Tagen * sein fünftes Tausend in der Auflagezahl
erreicht hat, dürfte genügen, um zu zeigen, daß wir es hier in der Tat zum
ersten Male mit einer politischen Enzyklopädie für jeder-
mann zu tun haben, die gar nicht warm genug empfohlen werden kann,
Strupp.
Mayer, Ernst, Fıhr. von. Die völkerrechtliche Stellung
Aegyptens. Völkerrechtliche Monographien. Herausgegeben von
Schücking & Wehberg. Breslau 1914. J. U. Kerns Verlag.
Im gegenwärtigen Zeitpunkt, da Aegypten durch einen rechtlich zwar
4 Herbst 1917.