Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 38 (38)

— 40 — 
auseinandersetzen muß, mag er irgend welchem Lager angehören. Ich möchte 
sagen: Dieses Werk ist eines der ersten geschichtlichen Bücher 
über den Weltkrieg. In der Tat, die meisten Flugschriften der Kriegsliteratur 
haben ein Werturteil a priori. Sie haben einen Glaubenssatz, und suchen 
nach Tatsachen und Beweisgründen, um ihn zu stützen. SCHÜCKING plädiert 
nicht, sondern er studiert. Er fragt: Was ist geschehen und was kann man 
daraus lernen ? Seine Methode ist empirisch. Er ist objektiv und das ist nicht 
jedem gegeben. Freilich, auch er hat einen Glauben, aber den einzigen, der 
in der Geschichtsschreibung erlaubt ist: Den Glauben an einen Fortschritt 
der Menschheit. 
Redslob. 
Dr. Jacob Ter Meulen. Der Gedanke der internationalen 
Organisation in seiner Entwicklung. 1300-1800. 
Haag. Martinus Nijhoff. 1917. 397 8. 
Die Arbeit schildert die Entwicklung, die der Gedanke einer inter- 
nationalen Organisation von 1300 bis 1800 durchlaufen hat. 
In einem ersten Abschnitt werden die wirkenden Kräfte beschrieben, 
welche diesen Gedanken ins Leben gerufen und beeinflußt haben. Da wird 
gezeigt, wie das Mittelalter den Gedanken begünstigte, indem es die Menschheit 
als eine Gemeinschaft, als ein Corpus mysticum unter dem Regiment von 
Kaiser und Papst und in letzter Linie unter dem Regiment Gottes begriff. 
Da wird weiter hingewiesen auf die wachsende Solidarität der Nationen in 
der Zeit der Renaissance und auf die sich daran schließende Entfaltung des 
Völkerrechts. Der Zusammenschluß der christlichen Länder gegen die Tür- 
kengefahr ist ein anderes Band, das die internationale Organisation vorbereitet. 
Auch das Naturrecht und die Lehre vom politischen Gleichgewicht bringen 
manch wertvolle Förderung. Die Staatenverbindungen endlich, wie die Repu- 
blik der Niederlande und das Deutsche Reich, geben ein Vorbild dafür, wie 
Staaten ihren Frieden durch eine gemeinsame Verfassung sichern können, 
ohne auf ihre Selbständigkeit zu verzichten und in einem einheitlichen Körper 
unterzugehen. 
Der zweite Abschnitt enthält eine Beschreibung der einzInen Organisa- 
tionsentwürfe in chronologischer Folge von PIERRE Dusoıs bis zu KANnT. 
Nicht behandelt ist also das 19. Jahrhundert und auch nicht die in der Frage 
des internationalen Verbandes so gedankenreiche französische Revolution, die 
der Verfasser wohl organisch in die Aera des 19. Jahrhunderts rechnet. Hier 
gebührt nun der Arbeit eine besondere Anerkennung, weil sie weniger bekannte 
Systeme ans Licht gezogen hat, wie z. B. die Theorien von ERASMUS und 
Leo X., von RACHEL, JOHN BELLERS, LOEN, SAINTARD, ANGE GOUDAR, 
JOHANN FRANZ VON PALTHEN, DE LA HARPE, GAILLARD, LILIENFELD, 
den Entwurf für eine Heilige Allianz aus dem Jahre 1782, die Ideen von GÜRN-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.