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ist übrigens von GMELIN gar nicht berücksichtigt); A. MARTINOTS Organi- _
sation de la justice musulmane en Algerie; A. MERIGNHAcS Preeis de legislation
et d’&conomie ooloniales; PAUL LEROY-BEAULIEUS immerhin instruktive
Arbeiten über Algerien und über die Sahara; TROLARDS Colonisation et que-
stion forestiere. Und für die ältere Zeit BAUDICOURTs Histoire de la coloni-
sation de l’Algerie. Die Ausstattung des Buches ist höchst gediegen.
Graz. Dungern
Felix Salomon, Der britische Imperialismus. Leipzig. Teub-
ner. 1916.
„Die Geschichte des britischen Imperialismus ist die Geschichte eines
Wachstums und Werdens, das die gesamte englische Geschichte durchzieht:
es ist nichts anderes als die Geschichte der über Englands Grenzen hinaus-
gehenden Reichsbildung.“ Dementsprechend behandelt der Verfasser
nicht nur die jüngste Periode, für die das Schlagwort Imperialismus geprägt
wurde und in der neben der britischen auch noch andere Großmächte seinen Be-
strebungen huldigen, sondern die ganze englische Geschichte, zu deren ‚imperia-
listischer Betrachtungsweise“ er „anleiten‘“ will. Natürlich ist der Gedanke einer
englischen oder britischen ‚„Beichsbildung“ im Mittelalter einanderer
als nach 1500 oder 1800. Ihre Ziele und Ergebnisse wachsen mit der Erweitc-
rung des politisch-geographischen Horizonts: unter Eduard III. war Frank-
reich Schauplatz und Objekt der Kämpfe,der Imperialismus zur Zeit EduardsVIIl.
spielt auf planetarischer Bühne; von den Aspirationen auf das kontinentale
Nachbarland war man zum Herrschaftsanspruch über die Kontinente
fortgeschritten. Abgesehen von dem veränderten Maßstabe zeigt sich aber
eine überraschende Aehnlichkeit hier und dort. Der sog. hundertjährige
Krieg zwischen Frankreich und England entbrennt, weil dieses in jenem
einen bedrohlichen Konkurrenten seiner Macht entdeckt. Sogleich aber zeigt
sich auch ein wirtschaftliches Motiv: Die französische Expansion drohte für
den gesicherten Absatz englischer Wolle in den flandrischen Städten gefährlich
zu werden. Auch der Einkreisungsgedanke ist da: man schließt das erste
Bündnis mit Portugal. — Die folgende Periode des „merkantilistischen
Imperialismus‘ (16.—18. Jahrhundert) charakterisiert sich durch die Tatsache,
daß an ihrem Anfang das Meer in den Gesichtskreis der englischen Politik tritt,
mit ihm neue Länder, die ersten Kolonialgründungen und der Handel nach
diesen. Zugleich aber auoh neue Rivalen. „Die Niederlage der Armada ist
das Gründungsdatum des merkantilistischen Imperiums.‘“ Seit SCHMOLLER
sehen wir im Merkantilismus die wirtschaftliche Parallelerscheinung zu dem
politischen Prozeß der Staatenbildung. Bei diesem. Prozeß handelt es sich
auch in England um die staatliche Einigung der engeren Heimat wie in Frank-
reich oder Preußen. Unter Cromwell wird zum ersten Male Schottland und Ir-
land dem Gesamtstast eingegliedert. Aber darüber hinaus lebt die Vorstellung