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In diesem Buch ist PITT wie er leibt und lebt, seine Briefe
und Reden, seine einsamen Spaziergänge und sein Auftreten auf
der Bühne des Öffentlichen Lebens; sein ganzer Mensch kommt
uns entgegen; überall erlaubt der Geschichtsschreiber seinem Leser,
daß er durch ihn hindurch sieht, unmittelbar mit den Sinnen faßt,
was geschehen ist; nirgends wird eine Meinung aufgezwungen,
oder auch nur die Schicklichkeit eines Urteils angedeutet; alles
erklärt sich selbst; denn wir haben nicht zwei oder drei Stand-
punkte, den des Geschichtschreibers, den des Lesers und den CHA-
THAMS, sondern nur den einen, den des handelnden Helden selbst.
Anders ın dem Buch des amerikanischen Diplomaten-
Gelehrten. Wir sehen auf jeder Seite den sicheren Strich des
Karikaturisten, der ein von ihm gesehenes Bild in festen Zügen
schwarz auf weiß hinsetzt, so, daß, was er selbst im lebendigen
Spiel des Lichts, in der sich ewig verändernden Wirklichkeit des
Lebens gesehen hat, der Leser nun starr und tot vor sich liegen
hat. Zu dieser Verschiedenheit gehört dann ganz von selbst das
Weitere: in dem CHATHAM-Buch spricht die Zeit, in der seine
Handlung spielt, in ihrer Sprache zu uns; wir müssen, um das
zu verstehen, den politischen Jargon unserer Tageszeitungen und
Wirtshausgespräche zuerst vergessen und die Worte als das
nehmen lernen, was sie im Mund des Redenden bedeuten sollten;
in den WHITEschen Lebensbildern aber ist jeder Strich der Zeich-
nung schulgerecht nach der letzten Instruktion von 1910 gezogen.
Er sieht nicht machiavell, geschweige, daß er ihn uns sehen
und im Unterhaus unter wechselndem Glück die Waffen gekreuzt hatte,
des Lord Robert Cecil. Während dieser rasch zu einem der einflußreichsten
Mitglieder des Kabinets und einem der Führer des Weltkriegs überhaupt
wurde, trat Neil Primrose in das Heer ein und fiel, wie mancher von den
Besten der politischen Jugend Englands, an der Front. An dem Tage, an
dem im Unterhaus Asquith sich zu seinem ersten großen Angriff auf Lloyd
George, seiner Pariser Bankettrede wegen, erhob, am 19. November 1917,
wurde der Nachruf für Lord Rosebery’s Sohn gesprochen, des letzten
englischen Außenministers, der seinem Land die Unabhängigkeit von den
kontinentalen Verwicklungen zu bewahren bestrebt war.