Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 38 (38)

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ließe; aber der „Machiavellismus“ ist ihm dafür um so wichtiger. 
GUSTAV ADOLF und RICHELIEU vor ROCHELLE haben ehrlich und 
menschlich Krieg geführt, weil sie das Grotius-Buch de iure pacis 
ac belli im Tornister trugen, aber „KATHARINA VON MEDICI, 
PHıLIpp Il., ALBA, DES ADRETS, TILLY, WALLENSTEIN waren 
einfach die jene Zeit beherrschenden, zu Fleisch gewordenen 
Machiavellischen Theorien.“ 
In diesen Vorträgen will ich versuchen, die Darstellungsweise 
des WHITEschen Werkes zum abschreckenden Beispiel, die des 
ROSEBERYschen Buches zum Muster zu nehmen, in das politische 
Wesen der Engländer, wie sie heute sind, hineinzusehen, Minister 
und Abgeordnete und, wo es angeht, auch den gemeinen Mann 
reden zu hören und handeln zu lassen, das Laufen und Schnurren 
der Staatsmaschine in den Regierungsämtern, hinter dem Stuhl 
des Sprechers, in den Parteisekretariaten zu belauschen, uns zur 
Wahlzeit um die Polling-stations und in den benachbarten 
Wirtshäusern und nachher auch im Gerichtssaal bei der Prüfung 
der Mißbräuche herumzutreiben —, vor allem aber bei dieser 
angespannten Tätigkeit unserer Sinne zu vergessen, daß die 
englische Regierungsform uns von BENTHAM, J. ST. MILL und 
GNEIST her zu einem festen und toten Begriff geworden war, zu 
einer von den getrockneten Ingredienzen, die das Hausrezept 
für einen wohlschmeckenden Leitartikel verschreibt. 
Dazu gehört freilich ein kräftiger Entschluß. Indem ich das 
Wort englischer Staat spreche, klingt es als Oberton mit: Kon- 
stitutionalismus, Mutter der Parlamente, monarchische Republik, 
Suprematie der bürgerlichen Gewalt, und, all das zusammen- 
fassend, parlamentarisches System in seiner vorbildlichen Gestalt, 
wie es vielleicht nicht jedem Boden und Stamm gleich ange- 
messen, aber doch das gemeingiltige Musterbild einer Verfassung, 
ein Bild klassischer Schönheit ist. Daß ich nun davon in diesen 
Betrachtungen gar nichts wissen will, sondern zuerst nur vom 
Zweiparteienwesen spreche —, wie rechtfertige ich das? Wes-
	        
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