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Ausland und bringen es dazu, daß keine unverschuldete Armut
mehr in England zu finden sein wird — ist das nicht besser als
Alterspensionen und Versicherung ?
So hilft sich eine starke Natur, wie die des englischen Staats
und seines Zweiparteiensystems nun einmal eine ist, gegen Schwächen
und Krankheiten.
Ob diese Natur den Kampf wert ist? ob sie sich nicht inner-
lich überlebt hat? Ich möchte versuchen, an den Fragen unserer
Vortragsreihe Mittel zu der Antwort zu finden, die in England
selbst überzeugt und leidenschaftlich von den Anhängern und
Gegnern der jetzigen Regierungsform mit Ja und Nein gegeben
wird. Ueberall wird das Zweiparteiensystem herrschen, wo das
Gewand eines Verfassungsproblems in die Höhe gehoben wird,
bei der Stellung der Richter im Staat, bei den großen Unions-
fragen, bei jedem Wahlrecht und Wahlunrecht.
Haben die Gegner recht, die alles Uebel auf die Herrschaft
der Parteimaschine schieben, ernste Staatsmänner wie Lord
GREY!? und Lord ROSEBERY, eifrige Parlamentarier wie die
beiden CECILS, oder der Pamphletist dieser Richtung, HILAIRE
BELLOC?
Oder sind die Regierenden im Recht, das jetzige und das
künftige Kabinett, und A. J. BALFOUR, der als abgedankter
Parteiführer doch das System so hoch hält, wie er es als Pre-
mierminister und als Führer einer verzweifelt kleinen Oppo-
sition getan hat? Einer der größten Schriftsteller und feinsten
politischen Denker hat ihnen in einem wundervollen Gleichnis
Recht gegeben; in seinem „Egoisten“ läßt MEREDITH den ver-
ständigen Arzt einem quängelnden Landgutsherrn, als der sich
über die tyrannische Herrschaft der Gegenpartei beklagt, die
Antwort geben: „Die Zeiten sind schlecht, sagen sie, und wir
haben ein Ministerium, das mit uns umspringt wie es will. Also
12 Der während des Krieges gestorbene Earl Grey.