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und der doch diese Bauern in besserer Lage läßt, als die, in der
sie früher als Pächter der englischen Großgrundherrn sich be-
fanden. Die Freunde der Landreform, die immer von den besten
Staatsmännern, von den wenigen unparteiischen und doch einfluß-
reichen Optimisten einer friedlichen Lösung der Irlandfrage, von
WYNDHAM und MACDONNELL, DUNRAVEN und GREY, und zuletzt
am Schlußtag der Home Rule-Debatte von BIRRELL als das
Wichtigste für die irische Wiedergeburt angesehen und verktindet
worden ist —. die Freunde der Landreform sehen in dem Vor-
behalt, den der Regierungsentwurf unter dem Beifall der Natio-
nalisten hier macht, keinen Gewinn für die Sache. Sie fürchten,
das Unionsparlament werde schwerlich nach der Lösung des einen
Gliedes vom Reichsleib sich um die Gebresten gerade dieses abge-
trennten Gliedes kümmern wollen; ist doch Home Rule unter dem
Zeichen der Entlastung des Reichs von den irischen Sorgen und
Geschäften angenommen worden.
Groß und klar steht dieses Zeichen über dem Finanzwesen
der neuen Verfassung. Irland für sich allein ist heute bankrott.
Selbst wenn man die Ausgaben der Sozialgesetzgebung nicht
einrechnet, bleiben die Einnahmen hinterden nötigen Verwaltungsaus-
gaben zurück. Nicht einmal die Post bringt so viel ein als sie kostet.
England muß Irland Subsidien zahlen, damit Irland sein eigenes
Bundesstaatsleben beginnen kann. Diese Subsidien sollen aber nicht
von Fall zu Fall bewilligt und vor der Bewilligung geprüft
werden; sie sind im Gesetz starr festgelegt, und über einzelne
Abwandlungen, die, zum Beispiel durch die Uebernahme eines
Reichsdienstes auf Irland, nötig werden könnten, wird ein eigens
dazu eingerichteter Finanzverwaltungsrat, der Joint Exchequer
Board, entscheiden. Bei der ersten Lesung warf der Führer
der irischen Unionisten der Regierung vor, sie mute den Eng-
ländern zu, nicht nur den Iren die Besorgung ihrer Angelegenheiten
frei zu überlassen, sondern ihnen obendrein noch zwei Millionen
Pfund im Jahr zu schenken, damit sie imstande sind für sich zu