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sorgen. Der Führer der Nationalisten aber hatte die Antwort
bereit: „Nichts dergleichen. Unter dem jetzigen System zahlt
England die zwei Millionen im Jahr für das Privileg seiner Miß-
wirtschaft auf irischem Boden, für das Recht, Irland in Unzu-
friedenheit und Auflehnung zu halten.“ Beide haben recht.
Nur die Zukunft kann lehren, ob auch die konserva-
tiven Kritiker der Vorlage recht haben, die, wie der sonst sehr
besonnene und keineswegs im blinden Parteiglauben befangene,
frühere Schatzkanzler HICKS-BEACH, jetzige Lord ST. ALDwyN
im Oberhaus, und wie der bittere Feind REDMONDS aber eifrige
irische Patriot Tım HEALY im Unterhaus, die Finanz der Home
Rule Bill für unkaufmännisch, unworkable, erklären.
Die statistisehen Erhebungen liefern den Motiven des
Gesetzes und seinen bösesten Kritikern gleichermaßen Material.
Eine eigene Kommission unter dem Vorsitz von Sir
H. PRIMROSE hat einen geheimen Bericht an die Regierung ver-
faßt, in dem sie ausführt, man hätte besser getan, Irland in seinem
Budget ganz von England zu trennen, ihm die Steuer- und
Zollhoheit zu geben, ohne die es auf die Dauer doch seine natio-
male Wirtschaft nicht führen könne. Aber die Regierung, die
das Gutachten dieser Kommission eingefordert hatte, ist doch bei
ihrem Vorschlag geblieben, und man kann auch nicht sagen, daß
in den Debatten ein anderes, in sich geschlossenes Finanzsystem
für den englisch-irischen Bundesstaat aufgestellt worden wäre,
das mehr eingeleuchtet hätte, als das „Halb und Halb* der Re-
gierungsvorlage.
Daß Irland von heute auf morgen nicht selbständig
werden und zahlungsfähig sein kann, ist unbestritten.
Ob das ein Ergebnis irischer Untüchtigkeit und Unfruchtbarkeit
oder englischer Mißwirtschaft und Auswucherung oder natürlicher
Umstände ist, gilt jetzt gleich. Für 1910 sagen die Zahlen,
die in einem Weißbuch dem Parlament vorgeführt worden sind,
daß die englische Verwaltung von Irland den
Archiv des öffentlichen Rechte. XXXVIIL. 1. 6