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König-Kaisers Dienst eilten, als der Krieg erklärt wurde. Das ist
kein geringer Ruhm sowohl für Indien als für das Reich, an dem
Indien ein Teil ist. Die Ursachen des Krieges waren Indien unbe-
kannt, sein Schauplatz entlegen und doch stand Indien zu seinem Treu-
verhältnis mit Herz und Hand, vom ersten Ruf zu den Waffen an,
und ein Teil seiner Soldaten dient heute noch fern von ihrer Heimat
und von den Ihren der gemeinsamen Sache. Indiens Loyalität in dieser
großen Krisis spricht beredt zu mir vom Erfolg des Reichs im Brücken-
schlagen zwischen Ost und Westen, in der Versöhnung tiefer Gegen-
sätze der Geschichte, der Ueberlieferung und Abstammung und in der
Kraft, den Geist und Genius eines großen asiatischen Volkes in willige
Arbeitsgemeinschaft mit unserem eigenen Geist zu bringen. Wichtige
Veränderungen sind in diesem Jahr in Indien ausgeführt worden;
Indien nähert sich mit raschen Schritten der Herrschaft über seine
eigenen Angelegenheiten. Indien hat sein Recht auf einen neuen Stand
in unserm Rat bewiesen; es hat diesen Stand im Krieg gewonnen und
im Frieden erhalten; ich begrüße die Vertreter Indiens in unserem
großen Rat des Reichs, den wir heute halten; wir werden, das bin ich
sicher, viel dadurch gewinnen, daß seine Gefühle und seine Interessen
uns hier durch seine eigenen Vertreter dargelegt werden.“
Lloyd George hat dann noch einmal gesagt, die Dominions und
Indien hätten durch ihre Waffenhilfe die Welt — „Frankreich, Bri-
tannien und die Zivilisation“ — vor der Katastrophe der preußischen
Herrschaft gerettet; er hat an seine eigenen Worte auf der Reichs-
konferenz von 1907 erihnert, auf der von den jetzigen Teilnehmern
noch Sir Thomas Smartt und Winston Churchill saßen: daß die neue
Einheit des Reichs auch schwere Opfer des Anfangs lohnen werde; man
könne nicht wissen, wenn man seine ganze Kraft für die große Sache
der menschlichen Freiheit werde brauchen können !*. Er schließt dann:
Das Britische Reich ist ein Rettungsplatz in einer sehr verelendeten
Welt. Es ist der hoffnungsreichste Versuch in menschlichem Zusammen-
schluß, den die Welt bisher gesehen hat. Das Große daran ist nicht
so sehr, daß es Menschen vieler Stämme, Sprachen, Ueberlieferungen
und Religionen zu einer Regierungsform vereinigt. Das haben andere
Reiche auch getan, aber das Britische Reich unterscheidet sich von
ihnen allen in einem wesentlichen Stück. Es ist nicht gegründet auf
Gewalt, sondern auf guten Willen und ein gemeinsames Verstehen.
ı4 Times, 21. Juni 1921, Seite 12.