Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 41 (41)

Ursachen der Schiffsunfälle wird hierbei eine Dreiteilung vor- 
genommen: menschliches Verschulden, unverschuldete Fügung, nicht näher 
ermittelte Ursachen. Es würde vielleicht ersprießlich sein, wenn jemand 
eine weitere Statistik daneben setzen wollte, die nicht bloß zeigt, ob und 
wessen Verschulden jeweilig in Frage kommt, sondern auch, worin es be- 
steht. Wie oft müssen die Seeämter feststellen, daß dem Schadenstifter 
die einfachsten Berufskenntnisse abgehen! Würde man dergleichen Vor- 
gänge ziffernmäßig belegen und zweckdienlich verarbeiten, so könnte 
daraus manche gute Lehre entnommen werden und obendrein eine Warnung 
zur Unnachsichtlichkeit an alle, die mit Abhaltung der Steuermanns-, 
Schiffer- und Maschinistenprüfungen befaßt sind; einige Prüfer gefallen 
sich, scheint es, in einem freundlichen Wohlwollen gegen den Prüfling, 
das aber nachwirkt wie ein Uebelwollen gegen die Allgemeinheit. Ferner 
würde eine besondere, wiederum auf Zahlen gegründete Erforschung der 
Zusammenhänge von Trunkenheit und Seeunfällen — erstere bald als 
sichere, bald als mutmaßliche Ursache der letzteren vorkommend, bald nur 
in mittelbarer Beziehung zu ihnen stehend — zu Ergebnissen führen, aus 
denen sich allerhand heilsame Maßnahmen herleiten ließen. Die Bedeutung 
dieser Dinge kann nicht leicht überschätzt werden; man greife sich doch 
beispielsweise den 17. Band der Seeamtsentscheidungen heraus und durch- 
blättere ihn (8. 29, 113, 167, 299, 328, 416, 427, 473) für das Thema 
„Alkohol und Schiffsunfälle“, ein Thema, das neben dem oft behandelten 
„Alkohol und Verbrechen“ nicht ganz außer Acht zu bleiben verdient. 
Die vorstehende Besprechung kommt infolge der Kriegsumstände etwas 
spät. Sie wird aber jedenfalls insofern nicht zu spät kommen, als sie 
ihrerseits den Hinweis auf Sassens inhaltreiche, vertiefende Vorarbeit 
zum Zukunftsrechte bringt. Dessen Ausbau zu erleben, ist dem Verfasser 
nicht mehr beschieden. Im Juli 1914 hat er sein Vorwort abgeschlossen, 
schon im nächstfolgenden Monat ist er gefallen auf dem Felde der Ehre. 
Einen eindrucksvollen Nachruf hat ihm FRIEDRICH GIESE gewidmet (im 
Preußischen Verwaltungsblatt XXXVI 17). Er selbst aber hat sich durch 
sein Werk ein dauerndes wissenschaftliches Denkmal gesetzt. 
Heidelberg. Leopold Perels. 
Dr. Adolf Grabowsky, Die Grundprobleme des Völkerbundes. 
Berlin (Carl Heymanns Verlag) 1919. 75 8. 
War es sowohl Wilsons als der allgemeine Gedanke gewesen, daß vom 
Völkerbund alle Kulturnationen umfaßt würden, so überraschte es, daß der 
Pariser Entwurf sich zunächst allein auf die auf der Ententeseite krieg- 
führenden Nationen beschränkte. Ein Völkerbund aber, der nicht alle 
Nationen umfaßt, bietet keine Gewähr der Dauer. Wenn daher die Schrift 
GRABOWSKYS zwar vor der Veröffentlichung des Völkerbundvertrages ab-
	        
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