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kombiniert die andere große Parole, die Cl&menceau nicht weniger wichtig
war: die wirtschaftliche Knebelung, wo nicht Vernichtung des verhaßten
Gegners: „Doch Frankreich findet sich hier in einem übeln Dilemma. Wenn
es Deutschland unter Berufung auf seine Sicherheit zu tief zu Boden drückt,
wie soll Deutschland die gewaltigen, verlangten Reparationen zahlen?
Sicherheit steht jedoch stets an der Spitze des französischen Programms
— sogar vor Reparationen .... Die Franzosen, von Furcht besessen
blockierten hartnäckig jeden Versuch, Deutschland zu helfen, wieder auf
die Füße zu kommen — sogar Reparationen zu zahlen! Hier die unsterb-
lich dummen Worte des Finanzministers Klotz: „Die Alliierten hätten nie-
mals eingewilligt, Deutschland mit Rohmaterialien zu versorgen. Die ver-
wüsteten Länder würden nie zustimmen, daß Deutschland, wo die Fabriken
noch intakt wären, mit Rohmaterialien versehen würde, ehe ihre eigenen
Industrien wiederhergestellt worden seien® (8.14). .... „Die meisten der
von Deutschland abgetretenen Gebiete sind von besonderer ökonomischer
Bedeutung. Der wirtschaftliche Wert von Elsaß-Lothringen, Oberschlesien
und des Rheinlandes bedarf keines Beweises. All diese Territorien gingen
Deutschland samt ihren ökonomischen Hilfsquellen verloren und wurden
Frankreich oder dessen Verbündeten hinzugefügt. Die körperliche Form
natürlicher und entwickelter Quellen war die lockendste Form von Repara-
tionen. Daher das Verlangen nach dem Saardistrikt sogar über die 1814er
Grenzen hinaus. Daher der Vorschlag, die ökonomischen Verbindungen
des linken Rheinufers von Osten nach Westen zu trennen. Und diesem
Anschlag aufdaslinke Ufer muß noch der entsprechende
Plan auf das rechtsrheinische Industriegebiet der
Ruhr hinzugefügt werden‘ (S. 15). „Das einzig wahre Interesse
Frankreichs an Polen besteht in der Schwächung Deutschlands“ (Ausspruch
Wilson, 7, IV. 19; S. 47). Diese wenigen Stellen, die sich noch unend-
lich (namentlich durch das Reparationsproblem, die Schantungfrage, die
italienische Frage vermehren ließen) dürften genügen, um die ganze Be-
deutung des Memoirenwerkes, der um es nochmals zu sagen, neben Temper-
ley wertvollsten Quelle zur Pariser Friedenskonferenz, ins rechte Licht zu
rücken. Möge es im Inland, vor allem aber im Auslande interessierte Leser
finden! Strupp.
Zeitschriften.
(Vgl. Band 4, neue Folge, S. 367 f.)
Zeitschrift für öffentliches Recht: 3. Band, Heft 3 und 4:
RADNITZKY, Der moderne Freiheitsbegriff und die attische Demokratie;
KÖsTLER, Postgeheimnis — Amtsgeheimnis — Briefgeheimnis; LöBL, Zum
Problem der reinen Rechtslehre; SCHERER-HUGELMANN, Kirchliches Ver-
ordnungsrecht; Literatur; Zeitschriften.