Full text: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches.

ß 64. Kousularrecht. 721 
bei den Konsulaten des Deutschen Reichs, vom 1. Juli 1872 (R.-G.-Bl. 1872, 
S. 245), ergänzt und theilweise abgeändert durch Gesetz vom 5. Juni 1895 
(R.-G.-Bl. 1895, S. 417). Ein ferneres hierher gehöriges Gesetz wurde erlassen 
als Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879 (R.-G.-Bl. 1879, 
S. 197), ersetzt namentlich mit Bezug auf das Inkrafttreten des Bürgerlichen 
Gesetucks durch das Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 7. April 1900 
(R.-G.-Bl. 1900, S. 213), welches Gesetz nach § 78 an einem durch Kaiserliche 
Verordnung festzusetzenden Tage in Kraft tritt 1. Ein weiteres Gesetz ist das Gesetz, 
betreffend die Schiffsmeldungen bei den Konsulaten des Deutschen Reichs, vom 
25. März 1880 (R.-G.-Bl. 1880, S. 181). 
Sodann bestimmt Art. 56, Abs. 1 der Reichsverfassung: 
„Das gesammte Konsulatwesen des Deutschen Reichs steht unter der 
Aufsicht des Kaisers, welcher die Konsuln, nach Vernehmung des Ausschusses 
des Bundesrathes für Handel und Verkehr, anstellt.“ 
Es besteht kein Zweifel, daß sich diese Bestimmung nur auf die Konsuln be- 
zieht, welche das Deutsche Reich (außerhalb seines Gebiets), nicht auf die, welche 
die deutschen Bundesstaaten außerhalb des Reichsgebiets? oder innerhalb des 
Reichsgebiets anstellen 32. Nicht minder herrscht Uebereinstimmung darüber, daß die 
Vernehmung des Bundesrathsausschusses für Handel und Verkehr nur eine gut- 
achtliche Bedeutung hat, daß also der Kaiser an das Votum des Ausschusses nicht 
gebunden ist. Endlich kann kein Zweifel darüber bestehen, daß sich Art. 56 nicht 
auf die Konsuln bezieht, welche fremde Mächte innerhalb des Gebiets des Deutschen 
Reiches bestellen. Es ist dies u. A. auch durch Ziffer XII„ Abs. 1 des Schluß- 
protokolls zu dem Vertrage, betreffend den Beitritt Bayerns zur Verfassung des 
Deutschen Bundes, vom 23. November 1870 (B.-G.-Bl. 1871, S. 9) anerkannt, 
da es dort heißt: — 
„Zu Artikel 56 der Bundesverfafsung wurde allseitig anerkannt, daß 
den einzelnen Bundesstaaten das Recht zustehe, auswärtige Konsuln bei sich 
zu empfangen und für ihr Gebiet mit dem Exequatur zu versehen.“ 
Das Recht des Kaisers, seinerseits Konsuln fremder Mächte von Reichswegen 
und für das ganze Gebiet des Deutschen Reiches mit dem Exequatur zu versehen, 
folgt nicht aus Art. 56, wohl aber aus Art. 11, der dem Kaiser das Recht giebt, 
das Reich völkerrechtlich zu vertreten “. 
Ueber das Verhältniß eines vom Kaiser mit dem Exequatur versehenen Konsuls 
zu dem von einem Bundesstaate mit einem Exequatur versehenen fehlt es an aus- 
  
bezw. 12. Januar 1872 (B.-G.-Bl. 1870, S. 99, 
R.-G.-Bl. 1872, S. 211), Verein. Staaten 
von Nordamerika vom 11. Dezember 1871 
(R.-G.-Bl. 1872, S. 95), Brasilien vom 
1 Bezüglich einiger Länder find noch beson- 
dere Gesetze über Konsulargerichtsbarkeit er- 
gngen: r Egypten am 30. März 1874 (R.= 
..Bl. 1874, S. 23) und 5. Juni 1880 (R.-G.= 
Bl. 1880, S. 145), für Bosnien und die 
Pebeg wina vom 7. Juni 1880 (R.-G.-Bl. 
880, S. 9 Tunis vom 27. Juli 1883 
&.-S#. 1883, S. 263), Samoa, Gesetz vom 
A Oktober 1890 (R.-G.-Bl. 1890, S. 189). 
Hierzu treten die zahlreichen vom Bundesrath 
und Reichstag genehmigten, also mit Gesetzes- 
kraft versehenen Konsularverträge, in denen 
Vorschriften über Konsuln und Konsulargerichts- 
barkeit enthalten find, z. B. mit Italien vom 
11. Dezember 1868 bezw. 7. Februar 1872 
(B.-G.-Bl. 1869, S. 113, R.-G.-Bl. 1872, S. 134), 
nebst Zusatzvertrag vom 4. Mai 1891 (R.-G.-Bl. 
1891, S. 113), mit den Niederlanden für 
deren Kolonien vom 16. Juni 1856 bezu. 
11. Januar 1872 (R.-G.-Bl. 1872, S. 67), 
Rußland vom 8. Dezember /26. November 1874 
(R.-G.-Bl. 1875, S. 145), nebst Vertrag über 
Negulirung von Hinterlaffenschaften vom 12. 
November'S1. Oktober 1874 (R.-G.-Bl. 1875, 
S. 136), mit Spanien vom 22. Februar 1870 
Arndt, Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. 
  
10. Januar 1882 (R.-G.-Bl. 1882, S. 69), 
Griechenland vom 26. November 1881 (R.= 
G.-Bl. 1882, S. 10n, Serbien vom 6. Jan. 
1883 (R.-G.-Bl. 1883, S. 62), Paraguay 
vom 21. Juli 1887 (R.-G.-Bl. 1888, S. 178), 
mit Japan vom 4. April 1896 (R.-G.-Bl. 
1896, S. 732). Als fernere Rechtsquellen find 
die Freundschafts-, Handels= und Schiffahrts- 
verträge zu nennen. Ueber das Verhältniß 
dieser Verträge zu den (Reichsgelehen, namentlich 
dem Gesetze, betreffend die Organisation der 
Bundeskonsulate u. s. w., vom 8. November 1867 
und zu dem Gesetze über die Konsulargerichts- 
barkeit, s. weiter unten. S. auch Zorn, in 
Hirths nnalen 1882, S. 415 ff., und Reitnz, 
ebendort 1872, S. 1281 ff. 
* S. indeß weiter unten. ç 
2 Arndt, Komm. zu Art. 56 der Reichsverfas- 
sung, Seydel, Comm., S. . 
S. auch Seydel, Comm., S. 308. 
46
	        
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