Ansprachen des Kaisers. An das deutsche Volk! 107
von den Parteien auch im Laufe des Meinungskampfes
sich gegen Mich gewendet haben sollte, Ich verzeihe ihnen
allen von ganzem Herzen. Es handelt sich jetzt nur darum,
daß alle wie Brüder zusammenstehen, und dann wird dem
deutschen Schwert Gott zum Siege verhelfen.
3. An das deutsche Volk
Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre Mein
und Meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt
den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle
Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns
den Erfolg unserer Arbeit.
Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost
und West, von jenseits der See haben wir bisher ertragen
im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun
aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir
mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich
zu tückischem Uberfall rüsten, man will nicht dulden, daß
wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen
stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und
mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre ver-
loren ist. #
So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im
Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf! zu den
Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am
Vaterlande. " "
Um Sein oder Nichtsein unseres Neiches handelt es sich,
das unsere Bäter sich neu gründeten. Um Sein oder Nicht-
sein deutscher Macht und deutschen Wesens.
Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von
Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen
auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutsch-
land überwunden, wenn es einig war.