Depeschen. 39
bare Unglück zu verhindern, darf ich Dir dann vorschlagen,
Deinen Einfluß auf Frankreich und auch auf Rußland
dahin auszuüben, daß sie neutral bleiben. Das würde
meiner Ansicht nach von größtem Nutzen sein. Ich halte
dies für eine sichere und vielleicht einzige Möglichkeit, den
Frieden Europas zu wahren. Ich möchte hinzufügen, daß
jetzt mehr denn je Deutschland und England sich gegen—
seitig unterstützen sollten, um ein furchtbares Unheil zu
verhindern, das sonst unabwendbar erscheint.
Glaube mir, daß Wilhelm in seinen Bestrebungen um
die Aufrechterhaltung des Friedens von der größten Auf-
richtigkeit ist. Aber die militärischen Vorbereitungen seiner
beiden Nachbarn können ihn schließlich zwingen, für die
Sicherheit seines eigenen Landes, das sonst wehrlos blei-
ben würde, ihrem Beispiel zu folgen. Ich habe Wilhelm
von meinem Telegramm an Dich unterrichtet und hoffe,
Du wirst meine Mitteilungen in demselben freundschaft-
lichen Geiste entgegennehmen, der sie veranlaßt hat.
Heinrich.
Der König von England an Prinz Heinrich.
30. Juli 1914.
Dank für Dein Telegramm. Sehr erfreut, von Wilhelms
Bemühungen zu hören, mit Nikolaus sich für die Erhaltung
des Friedens zu einigen. Ich habe den ernsten Wunsch,
daß ein solches Unglück, wie ein europäischer Krieg, das
gar nicht wieder gutzumachen ist, verhindert werden möge.
Meine Regierung tut ihr möglichstes, um Rußland und
Frankreich nahezulegen, weitere militärische Vorbereitun-
gen aufzuschieben, falls Osterreich sich mit der Besetzung
von- Belgrad und benachbartem serbischen Gebiet als Pfand
für eine befriedigende Regelung seiner Forderungen zufrie-
den gibt, während gleichzeitig die anderen Länder ihre
Kriegsvorbereitungen einstellen. Ich vertraue darauf, daß