42 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiserlichen Bot-
schafter in Petersburg.
1. August 1914, 12 Uhr 52 Min. nachm. Dringend.
Falls die russische Regierung keine befriedigende Ant-
wort auf unsere Forderungerteilt, so wollen Euere Exzellenz
ihr heute nachmittags 5 Uhr (mitteleuropäische Zeit) fol-
gende Erklärung überreichen:
„Die Kaiserliche Regierung ist seit Beginn der Krise
bemüht gewesen, sie einer friedlichen Lösung zuzuführen.
Entsprechend einem ausdrücklichen Wunsche Sr. Majestät
des Kaisers von Rußland hat Se. Majestät der deutsche
Kaiser es sich im Verein mit Großbritannien angelegen sein
lassen, die Vermittlerrolle zwischen den Kabinetten von
Wien und St. Petersburg zu übernehmen, als Rußland,
ohne das Resultat abzuwarten, zur Mobilisation seiner
gesamten Macht zu Lande und zu Wasser schritt.
„Infolge dieser durch keinerlei militärische Vorkehrungen
Deutschlands begründeten bedrohlichen Maßnahme befand
sich das Deutsche Reich gegenüber einer schweren und un-
mittelbaren Gefahr. Falls die Kaiserliche Regierung es
unterlassen hätte, zu dieser gefährlichen Lage Stellung zu
nehmen, so hätte sie die Sicherheit und die Existenz Deutsch-
lands aufs Spiel gesetzt. Deshalb sah sich die deutsche
Regierung gezwungen, bei der Regierung Sr. Majestät des
Kaisers aller Reußen auf Einstellung der genannten mili-
tärischen Maßnahmen zu bestehen. Indem Rußland sich
geweigert hat, diesem Ansuchen nachzukommen, und indem
es dadurch dargetau hat, daß es seine Aktion gegen Deutsch-
land gerichtet hatte, habe ich die Ehre, im Auftrage meiner
Regierung Ew. Exzellenz von Nachstehendem in Kenntnis
zu setzen: Se. Majestät, mein erhabener Sonverän, nimmt
im Namen des Reiches die Herausforderung an und be-
trachtet sich als mit Rußland im Kriegszustand befindlich.“