48 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
Ansicht. Aus vollem Herzen konnten wir unserem Bundes-
genossen unser Einverständnis mit seiner Einschätzung der
Sachlage geben und ihm versichern, daß eine Aktion, die er
für notwendig hielte, um der gegen den Bestand der Mon-
archie gerichteten Bewegung in Serbien ein Ende zumachen,
unsere Billigung finden würde.
Wir waren uns hierbei wohl bewußt, daß ein etwaiges
kriegerisches Vorgehen Ssterreich-Ungarns gegen Serbien
Rußland auf den Plan bringen und uns hiermit unserer
Bundespflicht entsprechend in einen Krieg verwickeln könnte.
Wir konnten aber in der Erkenntnis der vitalen Interessen
Osterreichs-Ungarn, die auf dem Spiele standen, unserem
Bundesgenossen weder zu einer mit seiner Würde nicht zu
vereinbarenden Nachgiebigkeit raten noch auch ihm unseren
Beistand in diesem schweren Moment versagen. Wirkonnten
dies um so weniger, als auch unsere Interessen durch die
andauernde serbische Wühlarbeit auf das empfindlichste be-
droht waren. Wenn es den Serben mit Rußlands und
Frankreichs Hilfe noch länger gestattet geblieben wäre, den
Bestand der Nachbarmonarchie zu gefährden, so würde dies
den allmählichen Zusammenbruch Ssterreichs undeiine Unter-
werfung des gesamten Slawentums unter russischem Zepter
zur Folge haben, wodurch die Stellung der germanischen
Rasse in Mitteleuropa unhaltbar würde. Ein moralisch
geschwächtes, durch das Vordringen des russischen Pan-
slawismus zusammenbrechendes Isterreich wäre für uns
kein Bundesgenosse mehr, mit dem wir rechnen könnten,
und auf den wir uns verlassen könnten, wie wir es an-
gesichts der immer drohender werdenden Haltung unserer
östlichen und westlichen Nachbarn müssen. Wir ließen da-
her ÖOsterreich völlig freie Hand in seiner Aktion gegen
Serbien. Wir haben an den Vorbereitungen dazu nicht
beilgenommen. Z
sterreich wählte den Weg, in einer Note der serbischen
Regierung ausführlich den durch die Untersuchung des