Der Text des deutschen Weißbuches. 49
Mordes von Serajewo festgestellten unmittelbaren Zu-
sammenhang zwischen dem Morde und der von der ser-
bischen Regierung nicht nur geduldeten, sondern unter-
stützten großserbischen Bewegung darzulegen und von ihr
eine vollständige Abstellung dieses Treibens sowie Bestra-
fung der Schuldigen zu fordern. Gleichzeitig verlangte
Osterreich-Ungarn als Garantie für die Durchführung des
Verfahrens Teilnahme seiner Organe an der Untersuchung
auf serbischem Gebiet und definitive Auflösung der gegen
Osterreich-Ungarn wühlenden großserbischen Vereine. Die
k. und k. Regierung stellte eine Frist von 48 Stunden zur
bedingungslosen Annahme ihrer Forderungen.
Die serbische Regierung hat einen Tag nach Uberrei-
chung der österreichisch-ungarischen Note die Mobilisation
begonnen.
Als nach Ablauf der Frist die serbische Regierung eine
Antwort erteilte, die zwar in einigen Punkten die Wünsche
Osterreich= Ungarns erfüllte, im wesentlichen aber deutlich
das Bestreben erkennen ließ, durch Verschleppung und neue
Verhandlungen sich den gerechten Forderungen der Mon-
archie zu entziehen, brach diese diediplomatischen Beziehun-
gen zu Serbien ab, ohne sich auf weitere Verhandlungen
einzulassen oder sich von serbischen Versicherungen hinhalten
zu lassen, deren Wert es genugsam — zu seinem Scha-
den — kennt. »
Von diesem Augenblick an befand sich Osterreich tatsäch-
lich im Kriegszustande mit Serbien, den es dann noch
durch die offizielle Kriegserklärung vom 28. Juli öffentlich
proklamierte.
Vom ersten Anfang des Konflikts an haben wir auf dem
Standpunktgestanden, daß es sich hierbei um eine Angelegen-
heit Osterreichs handelte, die es allein mit Serbien zum
Austrag zu bringen haben würde. Wir haben daher unser
ganzes Bestreben darauf gerichtet, den Krieg zu lokalisieren
und die anderen Mächte davon zu überzeugen, daß Oster-
Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15. 4