50 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
reich= Ungarn in berechtigter Notwehr und durch die Ver-
hältnisse gezwungen, sich zum Appell an die Waffen habe
entschließen müssen. Wir haben nachdrücklich den Stand-
punkt vertreten, daß kein Kulturstaat das Recht habe, in
diesem Kampf gegen Unkultur und politische Verbrecher-
moral Osterreich in den Arm zu fallen und die Serben
ihrer gerechten Strafe zu entziehen. In diesem Sinne
haben wir unsere Vertreter im Ausland instruiert.
Gleichzeitig teilte die österreichisch-ungarische Regierung
der russischen mit, daß der von ihr bei Serbien unter-
nommene Schritt lediglich eine defensive Maßregel gegen-
über den serbischen Wühlereien zum Ziele habe, daß aber
Osterreich-Ungarn notgedrungen Garantien für ein wei-
teres freundschaftliches Verhalten Serbiens der Monarchie
gegenüber verlange. Es liege Osterreich-Ungarn gänzlich
fern, etwa eine Verschiebung der Machtverhältnisse auf dem
Balkan herbeizuführen.
Auf unsere Erklärung, daß die deutsche Regierung die
Lokalisierung des Konflikts wünsche und erstrebe, wurde
sowohl von der französischen als der englischen. Regierung
eine Wirkung in dem gleichen Sinne zugesagt. Diesen Be-
strebungen gelang es indessen nicht, eine Einmischung Ruß-
lands in die österreichisch-serbische Auseinandersetzung zu
verhindern.
Die russische Regierung erließ am 24. Juli ein amt-
liches Communiqukc, wonach Rußland unmöglich in dem
serbisch-österreichischen Konflikt indifferent bleiben könnte.
Das gleiche erklärte der russische Minister des Auswärtigen,
Herr Sasonow, dem Kaiserlichen Botschafter Grafen Pour-
tales. Am Nachmittag des 26. Juli ließ die k. und k. Re-
gierung abermals durch ihren Botschafter in St. Peters-
burg erklären, daß Osterreich-Ungarn keinerlei Eroberungs-
pläne habe und nur endlich an seinen Grenzen Ruhe haben
wolle. Im Laufe des gleichen Tages gelangten indes be-
reits die ersten Meldungen über russische Mobilmachungen