Der Text des deutschen Weißbuches. 51
nach Berlin. Noch am 26. abends wurden die Kaiserlichen
Botschafter in London, Paris und Petersburg angewiesen,
bei den Regierungen Englands, Frankreichs und Rußlands
energisch auf die Gefahr dieser russischen Mobilisierungen
hinzuweisen. Nachdem OÖsterreich-Ungarn Rußland offiziell
erklärt habe, daß es keinen territorialen Gewinn in Ser-
bien anstrebe, liege die Entscheidung über den Weltfrieden
ausschließlich in Petersburg.
Noch am gleichen Tage wurde der Kaiserliche Botschafter
in St. Petersburg angewiesen, der russischen Regierung
zu erklären:
„Vorbereitende militärische Maßnahmen Rußlands
werden uns zu Gegenmaßregeln zwingen, die in der
Mobilisierung der Armee bestehen müssen. Die Mobili-
sierung aber bedeutet den Krieg. Da uns Frankreichs
Verpflichtungen gegenüber Rußland bekannt sind, würde
diese Mobilisierung gegen Rußland und Frankreich zu-
gleich gerichtet sein. Wir können nicht annehmen, daß
Rußland einen solchen europäischen Krieg entfesseln will.
Da Osterreich-Ungarn den Bestand des serbischen König-
reichs nicht antasten will, sind wir der Ansicht, daß Ruß-
land eine abwartende Stellung einnehmen kann. Den
Wunsch Rußlands, den Bestand des serbischen König-
reichs nicht in Frage stellen zu lassen, werden wir um
so eher unterstützen können, als Osterreich-Ungarn diesen
Bestand gar nicht in Frage stellt. Es wird leicht sein,
im weiteren Verlauf der Angelegenheit die Basis einer
Verständigung zu finden."“
Am 27. Juli erklärte der russische Kriegsminister
Ssuchomlinow dem deutschen Militärattaché ehrenwörtlich,
daß noch keine Mobilmachungsorder ergangen sei. Es wür-
den lediglich Vorbereitungsmaßregeln getroffen, kein Pferd
ausgehoben, kein Reservist eingezogen. Wenn Osterreich-
Ungarn die serbische Grenze überschreite, würden die auf
Osterreich gerichteten Militärbezirke Kiew, Odessa, Moskau,
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