Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

54 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund. 
„Der Minister versuchte mich zu überreden, daß ich 
bei meiner Regierung die Teilnahme an einer Konver- 
sation zu vieren befürworten sollte, um Mittel ausfindig 
zu machen, auf freundschaftlichem Wege OSsterreich-Un- 
garn zu bewegen, diejenigen Forderungen aufzugeben, 
die die Souveränität Serbiens antasten. Ich habe, in- 
dem ich lediglich die Wiedergabe der Unterredung zu- 
sagte, mich auf den Standpunkt gestellt, daß mir, nach- 
dem Rußland sich zu dem verhängnisvollen Schritte 
der Mobilmachung entschlossen habe, jeder Gedanken- 
austausch hierüber sehr schwierig, wenn nicht unmöglich 
erscheine. Was Rußland jetzt von uns Osterreich- Un- 
garn gegenüber verlange, sei dasselbe, was Osterreich- 
Ungarn Serbien gegenüber vorgeworfen werde: einen 
Eingriff in Souveränitätsrechte. Osterreich-Ungarn 
habe versprochen, durch Erklärung seines territorialen 
Desinteressements Rücksicht auf russische Interessen zu 
nehmen, ein großes Zugeständnis seitens eines krieg- 
führenden Staates. Man sollte deshalb die Doppel- 
monarchie ihre Angelegenheit mit Serbien allein regeln 
lassen. Es werde beim Friedensschluß immer noch Zeit 
sein, auf Schonung der serbischen Souveränität zurück- 
zukommen. 
„Sehr ernst habe ich hinzugefügt, daß augenblicklich 
die ganze austroserbische Angelegenheit der Gefahr einer 
europäischen Konflagration gegenüber in den Hinter- 
grund trete, und habe mir alle Mühe gegeben, dem Mi- 
nister die Größe dieser Gefahr vor Augen zu führen. 
„Es war nicht möglich, Sasonow von dem Gedanken 
abzubringen, daß Serbien von Nußland jetzt nicht im 
Stich gelassen werden dürfe.“ 
Ebenfalls am 29. berichtete der Militärattaché in Pe- 
tersburg telegraphisch über eine Unterredung mit dem Ge- 
neralstabschef der russischen Armee: 
„Der Generalstabschef hat mich zu sich bitten lassen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.