Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

Thronrebe bei Eröffnung des deutschen Reichstags. 63 
An die Völker und Stämme des Deutschen Reichs ergeht 
Mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammen- 
stehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was 
wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei- 
spiel unserer Väter fest und getreu, ernst und ritterlich, 
demütig vor Gott und kampfesfroh vor dem Feind, so ver- 
trauen wir der ewigen Allmacht, die unsere Abwehr stärken 
und zu gutem Ende lenken wolle! 
Auf Sie, geehrte Herren, blickt heute, um seine Fürsten 
und Führer geschart, das ganze deutsche Volk. Fassen Sie 
Ihre Entschlüsse einmütig und schnell — das ist Mein 
inniger Wunsch. 
Der Kaiser fügte hinzu: 
Sie haben gelesen, meine Herren, was Ich an Mein 
Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Hier 
wiederhole Ich: 
Ich kenne keine Parteien mehr, Ich kenne 
nur Deutsche. 
(Langanhaltendes brausendes Bravo.) 
Zum Zeichen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne 
Parteiunterschiede, ohne Stammesunterschiede, ohne 
Konfessionsunterschiede durchzuhalten mit Mir durch 
dick und dünn, durch Not und Tod, fordere Ich die Vor- 
stände der Parteien auf, vorzutreten und Mir das in 
die Hand zu geloben. 
Die Parteiführer kamen dieser Aufforderung nach unter stür- 
mischem, andauerndem Bravo. 1 
Darauf trat der Reichskanzler vor und erklärte den Reichstag 
für eröffnet. 
4. Rede des Reichskanzlers Dr. v. Vethmann Hollweg 
in der Sitzung des Dentschen Reichstags vom 4. Angust 
Ein gewaltiges Schicksal bricht über Europa herein. 
Seit wir uns das Deutsche Reich und Ansehen in der Welt 
erkämpften, haben wir 44 Jahre lang in Frieden gelebt und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.