Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

64 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deuntschland und dem Zweibund. 
den Frieden Europas geschirmt. In friedlicher Arbeit sind 
wir stark und mächtig geworden und darum beneidet. Mit 
zäher Geduld haben wir es ertragen, wie unter dem Vor- 
wande, daß Deutschland kriegslüstern sei, in Ost und West 
Feindschaften genährt und Fesseln gegen uns geschmiedet 
wurden. Der Wind, der da gesäet wurde, geht jetzt als 
Sturm auf. Wir wollten in friedlicher Arbeit weiterleben, 
und wie ein unausgesprochenes Gelübde ging es vom Kaiser 
bis zum jüngsten Soldaten: „Nur zur Verteidigung einer 
gerechten Sache soll unser Schwert aus der Scheide fliegen.“ 
Der Tag, da wir es ziehen müssen, ist erschienen — gegen 
unseren Willen, gegen unser redliches Bemühen. Rußland 
hat die Brandfackel an das Haus gelegt. Wir stehen in 
einem erzwungenen Kriege mit Rußland und Frankreich. 
Meine Herren! Eine Reihevon Schriftstücken, zusammen- 
gestellt in dem Drange der sich überstürzenden Ereignisse, 
ist Ihnen zugegangen. Lassen Sie mich die Tatsachen 
herausheben, die unsere Haltung kennzeichnen. 
Vom ersten Augenblick des österreichisch-serbischen 
Konflikts an erklären und wirken wir dahin, daß dieser 
Handel auf Osterreich= Ungarn und Serbien beschränkt 
bleiben müsse. Alle Kabinette, insonderheit auch England, 
vertreten denselben Standpunkt. Nur Rußland erklärt, 
daß es bei der Austragung dieses Konflikts mitreden müsse. 
Damit erhebt die Gefahr europäischer Verwicklung ihr 
drohendes Haupt. Sobald die ersten bestimmten Nach- 
richten über militärische Rüstungen in Rußland vorliegen, 
lassen wir in Petersburg freundschaftlich, aber nachdrück- 
lich erklären, daß kriegerische Maßnahmen gegen Oster- 
reich uns an der Seite unseres Bundesgenossen finden 
würden, und daß militärische Vorbereitungen gegen uns 
selbst uns zu Gegenmaßregeln zwingen würden, Mobil- 
Machung aber sei nahe dem Kriege. Rußland beteuert uns 
in feierlicher Weise seinen Friedenswunsch, und daß es 
keine militärischen Vorbereitungen gegen uns treffe. In-
	        
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