64 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deuntschland und dem Zweibund.
den Frieden Europas geschirmt. In friedlicher Arbeit sind
wir stark und mächtig geworden und darum beneidet. Mit
zäher Geduld haben wir es ertragen, wie unter dem Vor-
wande, daß Deutschland kriegslüstern sei, in Ost und West
Feindschaften genährt und Fesseln gegen uns geschmiedet
wurden. Der Wind, der da gesäet wurde, geht jetzt als
Sturm auf. Wir wollten in friedlicher Arbeit weiterleben,
und wie ein unausgesprochenes Gelübde ging es vom Kaiser
bis zum jüngsten Soldaten: „Nur zur Verteidigung einer
gerechten Sache soll unser Schwert aus der Scheide fliegen.“
Der Tag, da wir es ziehen müssen, ist erschienen — gegen
unseren Willen, gegen unser redliches Bemühen. Rußland
hat die Brandfackel an das Haus gelegt. Wir stehen in
einem erzwungenen Kriege mit Rußland und Frankreich.
Meine Herren! Eine Reihevon Schriftstücken, zusammen-
gestellt in dem Drange der sich überstürzenden Ereignisse,
ist Ihnen zugegangen. Lassen Sie mich die Tatsachen
herausheben, die unsere Haltung kennzeichnen.
Vom ersten Augenblick des österreichisch-serbischen
Konflikts an erklären und wirken wir dahin, daß dieser
Handel auf Osterreich= Ungarn und Serbien beschränkt
bleiben müsse. Alle Kabinette, insonderheit auch England,
vertreten denselben Standpunkt. Nur Rußland erklärt,
daß es bei der Austragung dieses Konflikts mitreden müsse.
Damit erhebt die Gefahr europäischer Verwicklung ihr
drohendes Haupt. Sobald die ersten bestimmten Nach-
richten über militärische Rüstungen in Rußland vorliegen,
lassen wir in Petersburg freundschaftlich, aber nachdrück-
lich erklären, daß kriegerische Maßnahmen gegen Oster-
reich uns an der Seite unseres Bundesgenossen finden
würden, und daß militärische Vorbereitungen gegen uns
selbst uns zu Gegenmaßregeln zwingen würden, Mobil-
Machung aber sei nahe dem Kriege. Rußland beteuert uns
in feierlicher Weise seinen Friedenswunsch, und daß es
keine militärischen Vorbereitungen gegen uns treffe. In-