74 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
vier Mächte annehme, ihm widerstrebe lediglich die Form
einer Konferenz. Gleichzeitig drang der deutsche Botschafter
in Petersburg in Sasonow, auch seinerseits Konzessionen
zu machen, um ein Kompromiß zu ermöglichen. Daß diese
Bemühungen fruchtlos blieben, ist bekannt.
Rußland selbst schien an der weiteren Vermittlungs-
tätigkeit Deutschlands in Wien, die bis zur letzten Stunde
weiter geführt wurde, nichts mehr zu liegen. Es ordnete
in der Nacht vom 30. zum 31. Juli die Mobilisation seiner
gesamten Streitkräfte an, was die Mobilisation Deutsch-
lands und dessen spätere Kriegserklärung zur Folge haben
mußte.
Angesichts dieses Ganges der Ereignisse ist es nicht
verständlich, wie ein verantwortlicher Staatsmann den
Mut finden kann, zu behaupten, daß Deutschland, das sich
der russischen Mobilisation, den militärischen Vorberei-
tungen Frankreichs und der Mobilisation der englischen
Flotte gegenüber fand, noch am 31. Juli durch die An-
nahme einer unter den erhobenen Waffen der Ententemächte
abzuhaltenden Konferenz den Frieden hätte retten können.
Es war nicht das bis zur letzten Stunde in Wien ver-
mittelnde Deutschland, das die Idee der Vermittlung der
vier Mächte unmöglich gemacht hat, es waren die mili-
tärischen Maßnahmen der Ententemächte, die Friedens-
worte im Munde führten, während sie zum Kriege ent-
schlossen waren.
von Bethmann Hollweg.