Der Bruch der belgischen Neutralität durch England und Belgien. 79
in Brüssel Oberstleutnant Barnardiston auf dessen An-
regung in wiederholten Veratungen einen eingehenden
Plan für gemeinsame Operationen eines englischen Expedi-
tionskorps von 100000 Mann mit der belgischen Armee
gegen Deutschland ausgearbeitet. Der Plan fand die Billi-
gung des Chefs des englischen Generalstabs Generalmajors
Grierson. Dem belgischen Generalstab wurden alle An-
gaben über Stärke und Gliederung der englischen Truppen-
teile, über die Zusammensetzung des Expeditionskorps, die
Ausschiffungspunkte, eine genaue Zeitberechnung für den
Abtransport u. dgl. geliefert. Auf Grund dieser Nach-
richten hat der belgische Generalstab den Transport der
englischen Truppen in das belgische Aufmarschgebiet, ihre
Unterbringung und Ernährung dort eingehend vorbereitet.
Bis in alle Einzelheiten ist das Zusammenwirken sorgfältig
ausgearbeitet worden. So sollten der englischen Armee
eine große Anzahl Dolmetscher und belgische Gendarmen
zur Verfügung gestellt und die nötigen Karten geliefert
werden. Selbst an die Versorgung englischer Verwundeter
war bereits gedacht worden.
Dünkirchen, Calais und Boulogne waren als Aus-
schiffungspunkte für die englischen Truppen vorgesehen.
Von hier aus sollten sie mit belgischem Eisenbahnmaterial
in das Aufmarschgebiet gebracht werden. Die beabsichtigte
Ausladung in französischen Häfen und der Transport
durch französisches Gebiet beweist, daß den englisch-bel-
gischen Vereinbarungen solche mit demfranzösischen General-
stab vorausgegangen waren. Die drei Mächte haben die
Pläne für ein Zusammenarbeiten der „verbündeten Ar-
meen“, wie es im Schriftstück heißt, genau festgelegt. Da-
für spricht auch, daß in den Geheimakten eine Karte des
französischen Aufmarsches vorgefunden worden ist.
Das erwähnte Schreiben enthält einige Bemerkungen
von besonderem Interesse. Es heißt dort an einer Stelle,
Oberstleutnant Barnardiston habe bemerkt, daß man zur-