Der Bruch der belgischen Neutralität durch England und Belgien. 81
her gehört zweifellos zu den Kombinationen der Entente
cordiale. Wenn das nicht der Fall wäre, so hätte der
Plan, Vlissingen zu befestigen, nicht ein solches Geschrei
in Paris und London hervorgerufen. Man hat dort
den Grund gar nicht verheimlicht, aus demman wünschte,
daß die Schelde ohne Verteidigung bliebe. Man ver-
folgte dabei den Zweck, unbehindert eine englische Gar-
nison nach Antwerpen überführen zu können, also den
Zweck, sich bei uns eine Operationsbasis für eine Offen-
sive in der Richtung auf den Niederrhein und West-
falen zu schaffen und uns dann mit fortzureißen, was
nicht schwer gewesen wäre. Denn nach Preisgabe unseres
nationalen Zufluchtsortes hätten wir durch unsere eigene
Schuld uns jeder Möglichkeit begeben, den Forderungen
unserer zweifelhaften Beschützer Widerstand zu leisten,
nachdem wir so unklug gewesen wären, sie dort zuzu-
lassen. Die ebenso perfsiden wie naiven Eröffnungen
des Obersten Barnardiston zur Zeit des Abschlusses der
Entente cordiale haben uns deutlich gezeigt, um was es
sich handelte. Als es sich herausstellte, daß wir uns
durch die angeblich drohende Gefahr einer Schließung
der Schelde nicht einschüchtern ließen, wurde der Plan
zwar nicht aufgegeben, aber dahin abgeändert, daß die
englische Hilfsarmee nicht an der belgischen Küste, son-
dern in den nächstliegenden französischen Häfen gelandet.
werden sollte. Hierfür zeugen auch die Enthüllungen
des Kapitäns Faber, die ebensowenig dementiert worden
sind wie die Nachrichten der Zeitungen, durch die sie
bestätigt oder in einzelnen Punkten ergänzt worden
sind. Diese in Calais und Dünkirchen gelandete englische
Armee würde nicht an unserer Grenze entlang nach
Longwy marschieren, um Deutschland zu erreichen. Sie
würde sofort bei uns von Nordwesten her eindringen.
Das würde ihr den Vorteil verschaffen, sofort in Aktion
treten zu können, die belgische Armee in einer Gegend
Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15. 6