86 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Belglen.
gischen Kriegsminister vom 10. April 1906 folgen, der der
belgischen Regierung schwerlich unbekannt sein kann, da der
belgische Gesandte in Berlin, Baron Greindl, in seinem
Bericht vom 23. Dezember 1911 auf seinen Inhalt aus-
drücklich Bezug genommen hat. Sollte der belgischen Re-
gierung aber die Erinnerung daran geschwunden sein, so
dürften ihre Zweifel über die in den Unterhaltungen des
Generals Ducarme mit dem Oberstleutnant Barnardi-
ston behandelten Themata durch den nachstehenden Wort-
laut des Berichtes gehoben werden, der in einem Umschlag
mit der Aufschrift „Conventions anglo-belges“ im belgi-
schen Kriegsministerium aufbewahrt wurde.
Der Bericht des Generals Ducarme lautet in deutscher
Ubersetzung:
Brief an den Herrn Minister über die vertraulichen
Unterhaltungen.
An den Herrn Kriegsminister.
Brüssel, den 10. April 1906.
Herr Minister!
Ich habe die Ehre, Ihnen kurz über die Unterhaltungen
Bericht zu erstatten, die ich mit dem Oberstleutnant Bar-
nardiston gehabt habe, und die Gegenstand meiner münd-
lichen Mitteilungen waren. Der erste Besuch datiert von
Mitte Januar. Herr Barnardiston machte mir Mittei-
lung von den Besorgnissen des Generalstabs seines Landes
hinsichtlich der allgemeinen politischen Lage und wegen der
Möglichkeit eines alsbaldigen Kriegsausbruches. Eine
Truppensendung von im ganzen ungefähr 100 000 Mann
sei für den Fall vorgesehen, daß Belgien angegriffen
würde.
Der Oberstleutnant fragte mich, wie eine solche Maßregel
von uns ausgelegt werden würde. Ich antwortete ihm,
daß es vom militärischen Gesichtspunkte nur günstig sein
Vertraulich.