92 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Velgien.
Auf dem Schriftstück findet sich noch der folgende Nand-
vermerk: „L'entrée des Anglais en Belgique ne se ferait
dqu’après la violation de notre neutralité par Alle-
magne.“ Welche Bewandtnis es hiermit hatte, erhellt aus
einer im belgischen Ministerium des Außern aufgefundenen
Aufzeichnung über eine Unterredung eines Nachfolgers
des Oberstleutnants Barnardiston, des englischen Mili-
tärattachks in Brüssel, Oberstleutnant Bridges, mit
dem belgischen Generalstabschef General Jungbluth.
Das Schriftstück, das vom 23. April datiert ist und ver-
mutlich aus dem Jahre 1912 stammt, ist von der Hand
des Grafen van der Straaten, Direktor im belgischen
Ministerium des Außern, mit dem Vermerk „Confidentielle“
versehen und lautet in der Ubersetzung folgendermaßen:
„Vertraulich. Der englische Militärattaché hat den
Wunsch ausgesprochen, den General Jungbluth zu
sehen. Die Herren haben sich am 23. April getroffen.
Der Oberstleutnant hat dem General gesagt, daß Eng-
land imstande sei, eine Armee auf den Kontinent zu schicken,
die aus 6 Divisionen Infanterie und aus 8 Brigaden
Kavallerie — insgesamt aus 160000 Mann — bestehe.
England habe außerdem alles Notwendige, um sein Insel-
reich zu verteidigen. Alles sei bereit.
Die englische Regierung hätte während der letzten Er-
eignisse unmittelbar eine Landung bei uns vorgenommen,
selbst wenn wir keine Hilfe verlangt hätten.
Der General hat eingewandt, daß dazu unsere Zustim-
mung notwendig sei.
Der Militärattaché hat geantwortet, daß er das wisse,
aber da wir nicht imstande seien, die Deutschen abzuhalten,
durch unser Land zu marschieren, so hätte England seine
Truppen in Belgien auf jeden Fall gelandet.
1 Ein VBetreten Belgiens durch die Engländer würde nur nach Ver-
letzung unserer Neutralität durch Deutschland stattfinden.