England und Velgien. 97
geraumer Zeit auf diesen Fall so weit eingerichtet und ihn
so sicher vorausgesehen, daß er die mühselige Arbeit der
Zusammenstellung dieser militärischen Handbücher durch-
führte.
Ohne eine bereitwillige, weitestgehende Unter-
stützung der belgischen Regierung und Militärbehörden
war eine solche Arbeit nicht zu leisten. Derartig er-
schöpfende, bis ins kleinste gehende strategische und taktische
Angaben wie die oben mitgeteilten oder so genaue Daten
über das gesamte Eisenbahn= und Verkehrswesen, über das
rollende Material, über Schleusen und Brücken kann man
auf andere Weise nicht beschaffen. Die Belegungsfähigkeits-
listen, die über Belgien verfügen, als wäre es das eigene
Land, können nur von der belgischen Regierung stammen.
Hier ist zweifellos amtliches belgisches Material be-
nutzt worden. Man hat es für englische Zwecke zurecht-
gemacht oder an vielen Stellen einfach ins Englische
übersetzt.
So eingehend hatten England und Belgien bereits
im Frieden ein militärisches Zusammenwirken miteinander
verabredet. Belgien war eben politisch und militärisch
nichts anderes als ein Vasall Englands. Die Entrüstung,
die England heute wegen Deutschlands angeblichem Neu-
tralitätsbruch vor aller Welt zur Schau trägt, wird durch
diese Dokumente als völlig haltlos und ungerecht erwiesen.
Wenn jemand Anspruch darauf hat, empört zu sein, so
sind es wir!
Als anläßlich unserer Operationen an der Küste die eng-
lische und französische Presse höhnisch meinte, wir seien
über die Gefahren des Uberschwemmungsgebietes im soge-
nannten Polderland nicht unterrichtet, hatte sie insofern
recht, als wir Belgiens Geländeverhältnisse zu Beginn des
Krieges allerdings nur so weit kannten, wie sie sich aus
den im Buchhandel käuflichen Quellen ergaben.
Um so wertvollere Beutestücke waren daher für uns die
Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15. 7