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allem bemerkenswert: Villermé, Tableau de l'état
physique et moral des ouvriers employés dans
les manufactures (2 Bde, Par. 1840); E. Duc-
petiaux, De la condition phrsique et morale des
jeunes ouvriers (2 Bde, Brüssel 1843); Arrivabene,
Sur la condition des laboureurs et des ouvriers
belges (ebd. 1845); Audiganne, Les populations
rouvrières et les industries de la France (Par.
1854); Le Play, Les ouvriers européens (6 Bde,
ebd. 1855, 1877/79); ders., L'organisation du tra-
vail (ebd. 5 1888); Les ouvriers des deux mondes
(suite des Ouvriers européens de F. le Play),
publiés par la Société d'’économie Sociale (ebd.
1857,95); Levasseur, Histoire des classes ou-
vrièeres et de l’industrie en France avant 1789
(2 Bde, Par. 1859, 71902); derf., Hist. etc. en
France de 1789 à 1870 (2 Bde, ebd. 1870, 21903);
Jules Simon, Le travail (ebd. 1868); P. Leroy-
Beaulien, La question ouvriere au XIXe siècle
(ebd. 21882); Lavollée, Les classes ouvrieères en
Europe (2 Bde, ebd. 21884); Cetty, La famille
ouvrière en Alsace (Rixheim 1883); derf., Le
mariage dans les classes ouvrieres (ebd. 21885);
Comte de Paris, Situation des ouvriers en Angle-
terre (Par. 1884); Barberet, Le travail en France
(7 Bde, Nancy 1886 91); Commission du travail
(3 Bde, Brüssel 1887); P. van Bemmelen, La
question sociale (Leiden 1888); Maroussem, La
duestion ouvrière (1891 ff); Recueil de rapports
sur les conditions du travail dans les pays
étrangers adressés au ministre des affaires étran-
geres (Nancy u. Par. 1891); Enqucte sur le
salaire journalier moen etc. (Brüssel 1892);
Salaires et durée du travail dans I’industrie fran-
çaise (Ministere du commerce etc., Par. 1893);
E. Vandervelde, La Belgique ouvriere (Brüssel
1907); E. R. Gould, L'état social du travail etc.
(Par. 1893); Benoist, Les ouvrieres de l’aiguille
à Paris (1895); H. Fawcett, The economic posi-
tion of the British labourer (Cambridge u. Lond.
1865);, ders., Pauperism (Lond. 1871); H. Mayhew,
Arbeiterkammern — Arbeiterschutzgesetzgebung.
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wissenschaften (31908 ff). — Als Handbücher zum
Studium der Arbeiterfrage sind zu empfehlen die
oben genannten Werke von Herkner (Die Arbeiter-
frage), Ketteler (Arbeiterfrage und Christentum),
Schönberg (Polit. Okonomie II 2), Hitze (Arbeiter-
fragel lHite.
Arbeiterkammern s. Arbeitskammern.
Arbeiterkolonien s. Armenpflege.
Arbeiterschutzgesetzgebung. 1. Be-
griff. Prinzipielle Berechtigung.
Unter Arbeiterschutzgesetzgebung begreifen wir jene
Vorschriften und Maßnahmen der Gesetzgebung
und Verwaltung, welche den Schutz der per-
sönlichen Güter des Arbeiters: Leben, Gesund-
heit, Sittlichkeit, Familienleben, Freiheit bei Ab-
schluß und Durchführung des Arbeitsvertrags usw.
zum Ziel haben. ÜUber diese Güter kann der Ar-
beiter nicht als absoluter Herr verfügen; er ist
durch den Willen seines Schöpfers gebunden,
diesem verantwortlich. Viel weniger können diese
Güter Gegenstand des „freien Arbeitsvertrags“
ein. Einen solchen Vertrag, der diese Güter in
Frage stellt, kann die von Gott gesetzte Obrigkeit
nicht anerkennen; sie hat vielmehr die heilige Pflicht,
soweit die Arbeiter selbst nicht imstande sind, sich
im Besitz dieser Güter zu schützen, ihnen diesen
Schutz durch Gesetz zu sichern. Diese Pflicht ob-
liegt dem Staat schon als „Rechtsstaat“. Und
doch hat der liberale Okonomismus sich lange
gegen diese Auffassung gewehrt.
Bedenken. Auch nachdem die Man-
chesterlehre prinzipiell überwunden ist, wirken
doch die praktischen Einwendungen vielfach fort.
Zunächst leugnet man, namentlich soweit erwach-
sene Arbeiter in Betracht kommen, das Bedürfnis
einer Reglung z. B. der Arbeitszeit, der Sonn-
tagsruhe, des Betriebsstättenschutzes. Man weist
London labour and the London Poor etc. (ebd. hin auf das Wohlwollen und das wohlverstan-
86 Reports from Her Majesty's Diplo- dene Interesse der Arbeitgeber, auf den Fortschritt
matic and Consular Agents abroad respecting
the condition of the industrial classes in foreign
countries (ebd. 1870); Th. Wright, Our nen
masters (ebd. 1873); Th. Brassey, Lectures on
the labour question (ebd. 1878); State of Labor)
der Kultur und Humanität. In den katholischen
Ländern Belgien und Frankreich appelliert man
vielfach an den Einfluß der Kirche und glaubt so
des Staates entbehren zu können. Man appel-
liert an die eigene Initiative der Arbeiter, sich
in Europe. Reports from the United States Con- K. .....
suls in e „veral Countries of Europe on the selbst zu schützen, und soweit die individuelle Kraft
rates of wages: cost of living to the laborers etc. nicht ausreicht, sich gewerkschaftlich zusammen-
(Washington 1879 ff); A. Toynbee, Lectures on zuschließen zur Wahrung ihrer Rechte, zur Er-
the industrial revolution in England (Lond. kämpfung menschenwürdigerer Arbeitsbedingungen
1894); R. Giffen, The Progress of the working
classes in the last half century (ebd. 1884);
E. Atkinson, The distribution of products (1885);
Leone Levi, Wages and earnings of the working
classes (ebd. 1885); L. A. Banks, White Slaves
(1892); Ch. Booth, Life and labour of the people
in London (1892 ff); Senhouse (R. M. Minton),
Work and Labour (Lond. 1904); R. L. Gould, The
Social condition of labor (Baltimore 1893); T. G.
Spyers, The labour question (Lond. 1894); G.
Drage, Thelabour problem (ebd. 1896); A. Métin,
Le travail aux Etats-Unis; Le travail au Canada
(Par. 1907).
Die Arbeiterfrage und die positiven Bestrebungen
zu ihrer Lösung sind eingehend berücksichtigt in zahl-
reichen Artikeln des Handwörterbuchs der Staats-
(s. d. Art. Gewerkvereine). Man vergißt dabei,
daß jedenfalls nur erwachsene Arbeiter von dieser
Waffe Gebrauch machen können. Man übersieht,
daß durch rücksichtslose Ausbeutung der Frauen-
und Kinderarbeit, durch übermäßige Arbeitsdauer,
durch Nacht= und Sonntagsarbeit alle physische
und geistige Energie im Arbeiterstand zu sehr er-
tötet wird, um sich zur Gegenwehr aufzuraffen,
und daß so überall erst durch eine zielbewußte
Arbeiterschutzgesetzgebung der Boden für eine er-
folgreiche Gewerkschaftsbewegung vorbereitet wer-
den mußte. Man schildert in schwarzen Farben
die Schwierigkeiten und Gefahren gesetzlicher Ein-
griffe. Es werden Bedenken geltend gemacht, der