Full text: Staatslexikon. Erster Band: Abandon bis Elsaß-Lothringen. (1)

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lehre (1891); H. Pott, Fr. B. and his secret society 
(Lond. 1891); Fonsegrive, Fr. B. (Par. 1893); 
Jung, Causa finalis, eine B. studie (1894); Will- 
mann, Gesch. des Idealismus III (1897); v. Lipp- 
mann, B. v. V. (1898); Flex, Über die Baconischen 
u. Cartesianischen Zweifel (1903). LStöckl.) 
Baden, Großherzogtum und Bundesstaat 
des Deutschen Reichs. 
1. Geschichte. Das Land ist allmählich aus der 
Vereinigung verschiedener Gebiete des ehemaligen 
Herzogtums Schwaben entstanden. Vier Fünftel 
des Landes wurden erst im Zeitalter Napoleons I. 
gewonnen; nur etwa ein Fünftel ist ererbter Besitz 
der alten Markgrafen aus dem Geschlecht der Zäh- 
ringer, deren Stammburg bei Freiburg im Breis- 
gau liegt. Rudolf I. (gest. 1288) gilt als der eigent- 
liche Begründer der Markgrafschaft Baden; Ru- 
dolf VI. erhielt 1361 die urkundliche Belehnung mit 
dem „Fürstentum der Markgrafschaft“. Seit 1533 
bestanden die beiden Linien Baden-Baden und 
Baden-Durlach, anfänglich auch Baden-Pforzheim 
genannt. Bernhard III. von Baden-Baden (gest. 
1537) führte die Reformation in seinem Land 
ein. Durch seine beiden Söhne Philibert und 
Christoph teilte sich die Linie in Baden-Baden und 
Baden-Rodemachern. Schon Philiberts Sohn, 
Philipp II., kehrte mit seinem Hof und seinem 
Land zur katholischen Kirche zurück. Da er 1588 
unvermählt starb, kam der gesamte Baden-Baden- 
sche Besitz an Eduard Fortunat aus der Linie 
Rodemachern, der katholisch erzogen war und in 
seinem Land die katholische Konfession bestehen 
ließ. Als dieser 1600 bei einem Sturz verun- 
glückte, sollte ihm sein siebenjähriger Sohn Wilhelm 
solgen, der am Hof des Erzherzogs Albrecht in 
Brüssel eine vortreffliche Erziehung genoß. Allein 
der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach 
besetzte sein Erbe. Erst 1622 kam Wilhelm durch 
Vermittlung des Kaisers in den Besitz seines Landes. 
Seinem Versprechen gemäß führte er in Baden- 
Baden den katholischen Kultus wieder ein. Im 
Dreißigjährigen Krieg diente er als General im 
kaiserlichen Heer und verlor sein Land abermals 
an Baden-Durlach. Nach der Schlacht bei Nörd- 
lingen (1634) erhielt er es nebst Baden-Durlach 
zurück; erst der Westfälische Friede brachte beide 
Linien wieder in den ursprünglichen Besitz. Auf 
Wilhelm (gest. 1677) folgte sein Enkel Ludwig 
Wilhelm, der Held der Türken= und Franzosen- 
kriege. Der letzte Markgraf von Baden-Baden, 
August Georg, schloß im Jahr 1765 mit Karl 
Friedrich von Baden-Durlach einen Erbvertrag, 
um jedem Zweifel über die Anrechte der verwandten 
Linie vorzubeugen. Dabei traf er zugleich beson- 
dere Anordnungen zum Schutz seiner katholischen 
Untertanen. Mit ihm erlosch 1771 die katholische 
Linie der Zähringer, und ihr Länderbesitz von 
1800 aqkm mit bedeutender Schuldenlast ging an 
die protestantische Linie Baden-Durlach über. 
Die Linie Baden-Durlach hatte Ernst I. be- 
gründet, ein stiller, aber tätiger Anhänger der Re- 
Baden. 
  
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sormation, welche 1555 sein Nachfolger Karl II. 
offen einführte. Von seinen drei Söhnen vereinigte 
der dritte, Georg Friedrich, den Besitz wieder und 
erließ am 15. Nov. 1615 ein Hausgesetz, welches 
die Primogenitur, die Unteilbarkeit des Landes 
und die Ausschließung jener Familienglieder von 
der Erbfolge bestimmte, die der lutherischen Lehre 
untreu würden. Am 20. April 1622 übergab er 
die Regierung seinem Sohn Friedrich V. und zog 
mit einem selbstgeworbenen Heer als Bundes- 
genosse des Winterkönigs gegen die Liga. Er 
unterlag, und Friedrich V. erhielt erst nach dem 
Westfälischen Frieden seine Besitzungen in trau- 
rigem Zustand zurück. Ihm folgten Friedrich VI. 
(1659/77), der Philippsburg eroberte, und Fried- 
rich VII. Magnus, unter welchem die Franzosen 
ihre Mordbrennerzüge unternahmen. Dessen Sohn 
Wilhelm begann 1715 den Bau der neuen Re- 
sidenz Karlsruhe und verlegte 1724 dorthin den 
Sitz der Regierung. Durch seinen Enkel und Nach- 
folger Karl Friedrich erfolgte 1771 die Vereini- 
gung von Baden--Baden mit Baden-Durlach, so 
daß er 3500 qkm mit 190 000 Einwohnern be- 
saß. Unter diesem Nestor deutscher Regenten, der 
von 1738 (bis 1746 unter Vormundschaft) bis 
1811 regierte, wuchs der Besitz in noch größerem 
Maß 
Als Baden gegen Ende des 18. Jahrh. Schau- 
platz des französisch-deutschen Kriegs wurde, schloß 
Karl Friedrich mit Frankreich einen Separat- 
frieden zu Paris (25. Aug. 1796) und gab seine 
linksrheinischen Besitzungen preis. Entschädigung 
wurde ihm in einem geheimen Artikel zugesichert 
und erfolgte unter Protektion des verwandten Ruß- 
lands durch den Reichsdeputationshauptschluß aufs 
reichlichste. Außer der kurfürstlichen Würde erhielt 
Baden einen Zuwachs von 3800 qkm mit 245000 
Einwohnern. 1805 kämpfte es mit 4000 Mann 
auf seiten Frankreichs und gewann auf dem Frieden 
von Preßburg 2530 qkm: den Rest des Breis- 
gaus mit Freiburg, das alte Stammland der 
Zähringer, die Ortenau, die Deutschordenskom- 
mende Mainau, die freie Reichsstadt Konstanz 
u. a., worauf der Kurfürst den Titel eines Herzogs 
von Zähringen annahm. Nachdem sich der Kur- 
prinz mit Stephanie Tascher de la Pagerie (gest. 
1860) vermählt hatte, trat Baden am 12. Juli 
1806 als Großherzogtum dem Rheinbund bei mit 
der Verpflichtung, 8000 Mann zu stellen. Zugleich 
erhielt der Großherzog volle Souveränität über sein 
Land und alle in demselben gelegenen unmittel- 
baren Reichsstände und Reichsgüter, 5500 qkm 
mit 380 000 Einwohnern. Das Heer folgte nun 
den Fahnen Napoleons in allen Feldzügen, und 
jedes Jahr brachte neuen Zuwachs: so gewann 
Baden in den Jahren 1806/10 von Württem- 
berg infolge mehrerer Grenzverträge 800 qkm. 
Am 10. Juni 1811 starb Karl Friedrich; ihm 
folgte sein Enkel Karl Ludwig Friedrich, den er 
wegen körperlicher Schwäche schon seit 1808 zum 
Mitregenten angenommen hatte. Das Großher-
	        
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