Full text: Staatslexikon. Erster Band: Abandon bis Elsaß-Lothringen. (1)

849 
Frankreich im Jahr 1865: 7,9, 1866: 8,0, 1870: 
6,0, 1871: 7,2, 1872: 9,8, 1873: 8,9, 1874: 8,3. 
1875: 8,2, 1880: 6,9, 1881: 8,1, 1882: 7,9, 1883: 
8,1, 1886: 7,4, 1889: 7,1, 1893: 7,5, 1897: 7,6, 
1904: 7,6; in England (ohne Schottland) im 
Jahr 1865: 8,7, 1870: 8,0, 1871: 8,3, 1872: 8.,7. 
1873: 8,8, 1874: 8,5, 1875: 8,4, 1879: 7,2, 1880: 
7,4, 1881: 7,5, 1882: 7,7, 1886: 7,0, 1889: 7,4. 
1893: 7,3, 1897: 7,9, 1904:7,6; in Irland im 
Jahr 1865; 5,6, 1866;: 5,4, 1870, 5,3, 1871; 5,4, 
1872:; 5,0, 1873: 4,8, 1874: 4,6, 1875: 4,6, 1879: 
4,3, 1880; 3,9, 1881: 4,2, 1882: 4,3, 1886: 4,2. 
1889: 4,5, 1893: 4,7, 1897: 5,0 (der Vergleich der 
Eheschließungsverhältnisse Englands und Irlands 
zeigt deutlich, welchen entscheidenden Einfluß auf 
der einen Seite die im allgemeinen herrschende Pro- 
sperität, auf der andern das bisweilen bis zu eigent- 
lichen Hungersnöten gesteigerte wirtschaftliche Elend 
in dieser Hinsicht ausüben); in Italien im Jahr 
1865: 9,0, 1866; 5,6, 1867: 6,7, 1868: 7,2, 1870: 
7,3, 1873: 8,0, 1877: 7,7, 1880: 7,5, 1883: 7,5, 
1886: 8,0, 1889: 7,7, 1893: 7,4, 1897: 7,3, 1904: 
7,4; in Belgien im Jahr 1865: 7,5, 1870: 6,9, 
1875: 7,2, 1880: 7,8, 1885: 6,9, 1890: 7,3, 1895: 
7,8, 1896: 8,1. — Nach einem von Rümelin aus 
mehreren Millionen mitteleuropäischer Heiraten ge- 
zogenen Durchschnitt waren unter je 1000 Ehe- 
schließungen 811 erste Ehen für beide Teile, 106 
zwischen Witwern und Mädchen, 53 zwischen Jung- 
esellen und Witwen und 30 zwischen Witwern und 
itwen, wobei Geschiedene nicht besonders gezählt, 
sondern den Verwitweten zugerechnet sind. 
Es dürfte sich sodann an dieser Stelle auch emp- 
fehlen, einen Überblick über die in den verschiedenen 
Staaten zu gewissen Zeitpunkten sich ergebenden 
Prozentsätze der Ledigen, Verheirateten 
und Verwitweten zu geben. Nach Juraschek 
(Die Staaten Europas (751907] 108) verteilen sich 
je 1000 über 20 Jahre alte männliche bzw. weib- 
liche Personen dem Familienstand nach im Jahr 
1900 bzw. 1901 folgendermaßen: 
Männliche 
Weibliche 
Personen 
Personen 
7 *# 
2 2 
9 z 
9 2 
H H 
142 5 
1862 
541 11332 
Es erhellt aus den vorstehenden Zahlen, daß die 
Stärke der einzelnen Familienstandskategorien staa- 
tenweise außerordentlich verschieden ist und sich oft 
nicht unbeträchtlich in größeren Zeitperioden ändert. 
Ihre Schwankungen hängen insbesondere mit den Ge- 
burts- und Sterblichkeitsverhältnissen, dem Alters- 
aufbau, den Wanderungen, der wirtschaftlichen Lage 
und den sozialen Zuständen der Bevölkerung zu- 
sammen. Völker mit geringer Geburtenhäufigkeit, 
stark besetzten produktiven Altersjahren, überwie- 
645 
645 
616 
621 
  
Bevölkerung. 
  
850 
gender Auswanderung, gesicherter, günstiger Wirt- 
schaftslage werden ebenso wie ein Volk mit starker 
Neigung zu frühzeitigen Eheschlüssen viele Verhei- 
ratete zählen (Frankreich), während in Staaten mit 
entgegengesetzten Zuständen eine relativ geringere 
Zahl von Verheirateten vorhanden sein wird. Be- 
greiflicherweise heben sich die genannten Ursachen in 
ihren Wirkungen oft auf, wie z. B. die Vereinigten 
Staaten von Amerika trotz großer Kinderzahl und 
Einwanderung eine starke Besetung der Katego- 
rie der Verheirateten Kigen. Auf die Zahl der 
Verwitweten üben naturgemäß die Sterblichkeit 
eines Landes, auf jene der Getrennten und Geschie- 
denen die religiöse und staatliche Gesetzgebung wie 
die moralischen Anschauungen der Bevölkerung den 
größten Einfluß aus. Im Deutschen Reich 
war nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1900 über 
die Hälfte der Bevölkerung ledig (33520 123 — 
59,5% ), etwas mehr als ein Drittel (19592879 
— 34,7 %) verheiratet, die übrigen (3254176 
— 5,8 %) verwitwet und geschieden. Unter den 
Ledigen waren die männlichen Personen (51,0%) 
etwas stärker vertreten als die weiblichen (49,0 %). 
Dagegen übertraf die Zahl der weiblichen Verwit- 
weten und Geschiedenen (74,2 %) die der männ- 
lichen (25,8 %) beinahe um das Dreifache. Der 
Frauenüberschuß, den die Gesamtbevölkerung auf- 
weist, ist also ein überschuß an verwitweten und 
geschiedenen, nicht an ledigen Frauen. Die Ehe- 
scheidungen haben, nach dem mit Einführung des 
B. G. B. ihre Zahl nicht unwesentlich zurückge- 
gangen war, seither wieder von Jahr zu Jahr zu- 
genommen. Die Zunahme ist wohl daraus zu er- 
klären, daß § 1568 dieses Gesetzes (Zerrüttung des 
ehelichen Verhältnisses) eine häufigere Anwendung 
findet als früher. Rechtskräftige Urteile ergingen auf 
  
  
  
  
  
im Jahr Ehescheidung zichtigeeit ungalt * 
1900 7928 93 18 
1901 7964 116 28 
1902 9 069 104 42 
1903 9933 127 34 
1904 10 868 121 50 
1905 11147 135 53 
Im Durchschnitt der Jahre 1900/04 kamen auf 
100 000 Einwohner 15,8 und im Jahr 1905 18,5 
Ehescheidungen gegenüber dem Verhältnis von 80,7 
Eheschließungen auf je 100 000 Einwohner im Jahr 
1905. Wenn auch die religiöse Gesinnung, das na- 
türliche Temperament und die Sitten des Landes, 
sowie die sozialen und ökonomischen Einrichtungen 
und Gesetze, so z. B. das Vorherrschen größerer 
Gutskomplexe, welche das Zusammenleben zahl- 
reicher Dienstboten beiderlei Geschlechts mit sich 
bringen, von wesentlicher Bedeutung für die Ge- 
staltung der Moralitätsverhältnisse der verschie- 
denen Länder sowie der einzelnen Gegenden in den- 
selben sind: von ganz besonderer Wichtigkeit wird 
unter allen Umständen die Leichtigkeit sich erweisen, 
mit welcher die Ehen geschlossen werden können. 
Wo die gesetzlichen Vorschriften die Eheschließungen 
nicht erschweren, und wo die wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse, der natürliche Reichtum des Landes, sowie 
die soziale Ordnung die Massen in genügender 
Weise an den Vorteilen und Erfolgen der verschie- 
denen Produktionsarten Anteil nehmen lassen, wer- 
den diese Umstände immer in hohem Grad zur 
Hebung der Moralitätsverhältnisse beitragen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.