1261 Deutsches Reich. 1262
auf auf auf au
1871 ic. 1880 ichh 1890 ichh 1905 ich b.
Katholieen 14 869 292 36.2 16 232 651 35,9 17674 921 35,8 22 094 492 36.4
Evangelische ..... 25 581 685 62,8 28331 152 62,6 81 026 810 62,.8 837646 852 62,0
Sonstige Christen 0.2 78 031 0,2 145 540 ·0. 271 869 0,4
Israeliien 512 153 1,2 561 612 1,2 567 884 1,1 607 862 1,0
fast die Hälfte über 1000 ha groß, ein großer
Vorteil für die Waldkultur, welche infolge ihres
extensiven Charakters großer Flächen bedarf. Die
Holz= und Schnitzindustrie besitzt eine große Aus-
dehnung. An Wiesen= und Weidland (etwa 16 %
des Areals) bleibt das Reich hinter den meisten
europäischen Ländern zurück. Seine vortreffliche
Beschaffenheit, namentlich im Gebirge und an der
See, gewährt aber die günstigsten Voraussetzungen
für die Entwicklung der Viehzucht. Der Geldwert
des deutschen Viehbestands wird auf etwa 8 Mil-
liarden M geschätzt. 1907 wurden in Deutschland
gezählt 4,3 Mill. Pferde, 20,6 Mill. Rinder,
22 Mill. Schweine, 7,6 Mill. Schafe, 3,5 Mill.
Ziegen. Die Anzahl der Pferde wuchs seit etwa
40 Jahren um etwa 1 Mill., die der Rinder
um 5 Mill., die der Schweine um 14 Mill., die
der Ziegen um 1,5 Mill. Trotzdem ist die Ein-
fuhr von Pferden (besonders aus Rußland und
Osterreich-Ungarn, jährlich über 90 Mill. M)
noch sehr bedeutend. Die Zahl der Schafe ist seit
etwa 1860 infolge der Konkurrenz billiger Wolle
aus Australien und Argentinien um zurück-
gegangen. Die Viehzucht wird besonders im Ge-
birge und in den Marschen gepflegt, die Zucht
warmblütiger Pferde in Ostpreußen sowie in den
weiteren preußischen Provinzen und Bundesstaaten
an der Meeresküste, auch in Bayern, die Kaltblut-
zucht namentlich in West- und Südwestdeutschland.
Sehr entwicklungsfähig ist noch die deutsche Ge-
flügelzucht. Stark zurückgegangen infolge der Zu-
führung von Abwässern aus industriellen Anlagen
in die Flüsse, der Strombauten u. dgl. ist trotz der
künstlichen Fischzucht die Binnenfischerei. Die
Seefischerei hat zwar in den letzten Jahren einen
großen Aufschwung genommen, doch werden immer
noch für etwa 50 Mill. M Fische aus England,
Holland und Skandinavien importiert (namentlich
gesalzene Heringe).
Berg= und Hüttenwesen stehen von alters her
in Deutschland auf hoher Stufe. Die jährliche
deutsche Silberproduktion (Harz, Erzgebirge, Eifel),
etwa 400 t, ist die erste Europas. Eine ganz
außerordentliche Entwicklung hat in den letzten.
Jahrzehnten aber der Bergbau auf Eisenerze (im
luxemburg-lothringischen Bezirk, an der Sieg und
Lahn, im Ruhrbezirk, in Schlesien usw., jährlich
mehr als 20 Mill. t, 1884 noch 9 Mill. t) und
deren Verhüttung genommen. Deutschland steht
mit seiner Eisenerzproduktion nur den Vereinigten
Staaten nach, England und Frankreich sind er-
heblich überholt worden. Trotzdem muß, um die
einheimische Stahl= und Eisenindustrie genügend
mit Rohmaterial zu versehen, noch das Aus-
land (Spanien, Schweden usw.) etwa ein Viertel
der jährlich verarbeiteten Eisenerze liefern. Der
deutsche Verbrauch an Eisenerz geht heute weit
über den britischen und ist dem der Union nahe-
gerückt. Die Kupfergewinmung (Harz, Thüringen)
hat in der letzten Zeit besonders infolge des Auf-
schwungs der Elektrotechnik außerordentlich zu-
genommen, nur die Vereinigten Staaten und
Spanien haben eine höhere Produktionsziffer.
Die Bleierzgewinnung (bei Aachen, Eifel, Harz,
Oberschlesien) ist die viertgrößte der Welt (Spanien,
Australien, Union), die Zinkproduktion (Ober-
schlesien, Harz, Westfalen, bei Aachen) umfaßt ½
der Welterzeugung. Trotz der gewaltigen inlän-
dischen Produktion wird an allen Metallen, mit
Ausnahme von Silber, mehr ein= als ausgeführt.
Der Gesamtwert der Erzeugnisse der deutschen
Hüttenindustrie betrug 1884: 310 Mill., 1905:
880 Mill. M#; S bedeutendster Teil ist die Eisen-
erzeugung. Hinsichtlich der Steinkohlenförderung
(/ bis ¼ der Weltproduktion; Ober= und Nieder-
schlesien, Ruhr-, Wurm= und Saargebiet, das
Königreich Sachsen usw.) wird Deutschland nur
von England und der amerikanischen Union über-
troffen. Sie ist von 1884 mit 57 Mill. t bis
1905 auf 121 Mill. t (Wert 1050 Mill. M ge-
stiegen. Deutschland ist ferner der größte Braun-
kohlenproduzent (bei Halle, Königreich Sachsen,
schlesische Lausitz, bei Köln usw.) der Erde (7 der
Welterzeugung). Der Salzreichtum (Provinz
Sachsen, Anhalt, Bayern usw.) ist außerordent-
lich groß. Die bergmännisch gewonnenen Mineral-
salze sind vorwiegend Steinsalz und Kalisalze
(namentlich Kainit, bei Staßfurt und Leopolds-
hall); letztere sind für die Landwirtschaft und eine
Reihe von Gewerben von außerordentlicher Bedeu-
tung. Die Kalisalzgewinnung (1884: 0,9 Mill. t,
1905: 5 Mill. t, die Steinsalzproduktion 0,3
bzw. 1 Mill. t. Auch die Salzerzeugung aus
wässeriger Lösung ist sehr bedeutend (1884:
0,7 Mill. t, 1905: 1,3 Mill. t im Wert von
76 Mill. M). Die Salzerzeugung des Reichs
überschreitet wesentlich den Salzverbrauch.
Dank der reichen Bodenschätze und Boden-
erzeugnisse haben die Gewerbe der Güterveredlung
schon frühzeitig in Deutschland Eingang und
Entwicklung gefunden. Die letzten Jahrzehnte
haben aber einen ungeahnten Aufschwung der
deutschen Industrie, namentlich der Großindu-
strie, gebracht. Der Bruttowert der deutschen land-
wirtschaftlichen Produktion wird jährlich auf rund
15 Milliarden M geschätzt, Deutschland steht damit
in der vordersten Reihe der Agrarstaaten; weit
über diesen Betrag hinaus geht aber der Bruttowert
der gewerblichen Erzeugung des Reichs, er wird
auf 36 Milliarden geschätzt und gibt Deutsch-