1517
und ähnliches. Bei der Steuerberechnung werden
allgemein in Abzug gebracht die Lebensversiche-
rungsprämien.
In Frankreich wurde im Jahr 1907 dem
Parlament ein Gesetzentwurf vorgelegt, der eine
allgemeine Einkommensteuer auf das Gesamtein-
kommen schaffen und gleichzeitig eine besondere
Einkommensteuer auf die Einkommensarten legen
will, die bis jetzt durch die Grund-, Gewerbe-, Ge-
bäude--, Personal-, Tür= und Fenstersteuer getroffen
wurden.
Literatur. über den Begriff „Einkommen“:
v. Hermann, Staatswirtschaftl. Untersuchungen
(11870); Schäffle, Mensch u. Gut in der Volks-
wirtsch. (Deutsche Vierteljahrsschrift 1861, 4. Hft);
Schmoller, Lehre vom Einkommen in ihrem Zu-
sammenhang mit der Steuerlehre (Zeitschr. für die
ges. Staatswissensch. 1863). Die im Art. „Besteue-
rung“ angegebenen Werke über Finanzwissenschaft
behandeln auch die Einkommensteuer; ferner J. G.
Hoffmann, Lehre von den Steuern (1840; große Be-
denken gegen die E.); Sax, Grundlegung der theoret.
Staatswirtschaft (1887); Block, Les progres de la
science SCconomique depuis Adam Smith II (Par.
21897; interessante Zusammenstellung der Ansich-
ten der Hauptschriftsteller Frankreichs, Englands,
Deutschlands, Italiens über die behandelten Fra-
gen). — Besondere Arbeiten über die E.: Ad. Held,
Die E. (1872); Neumann, Die progressive E. (1874);
Ad. Wagner in Schönbergs Handb. III (11897);
ders., Die Reform der direkten Staatsbesteuerung
in Preußen im Jahr 1891 (Finanzarchiv 1891 u.
1894); Meitzen, Die Vorschriften über die Klassen-
u. klassifizierte E. in Preußen (1879); O. Müller,
Die E. gesetzgebung in den versch. Ländern (1902);
Fuisting, Die Einkommensbesteuerung in Zukunft
in Anknüpfung an das preuß. C gesetz (1903);
M. v. Heckel, Die Fortschritte der direkten Be-
steuerung 1880/1905 (1904); Steinitzer, Die jüng-
sten Reformen der veranlagten Steuern in Öster-
reich (1905); Manes, Die E. in der engl. Finanz-
politik u. Lit. bis William Pitts Tod (1907);
Pistorius, Der Berufsaufwand in der Einkommen-
steuer (1908); Art. „E.“ im Handwörterbuch der
Staatswissenschaften III.
lv. Huene, rev. Sacher.]
Einmischung, völkerrechtliche, s. In-
tervention.
Einschätzung s. Einkommensteuer.
Einwanderung, Einwanderungs-
politik s. Auswanderung (Sp. 490); vgl. auch
Niederlassung.
Eisenbahnen. ([Allgemeines. Eisenbahn-
recht. Stellung der verschiedenen Staaten zum
Staatsbahnsystem. Finanzielle Seiten des Be-
triebs. Technisches. Statistik.)
I. Allgemeines. A. Bedeutung. Spur-
bahn und Dampfmaschine als Mittel der Fort-
bewegung haben ihre lange Vorgeschichte; von
einer Eisenbahn im technischen Sinn kann aber
erst gesprochen werden, seitdem beide miteinander
in Verbindung gebracht sind.
Das Geburtsland der Eisenbahnen ist Eng-
land. Als Geburtstag kann man den 27. Sept.
1825, den Eröffnungstag der von George Ste-
Einmischung, völkerrechtliche — Eisenbahnen.
1518
bhenson hergestellten Verbindungsbahn zwischen
dem Kohlenrevier Darlington und dem Ver-
ladungsplatz Stockton am Tees bezeichnen. Die
erste für den allgemeinen Personen- und Güter-
verkehr bestimmte Eisenbahn, die 43 km lange
Bahn von Liverpool nach Manchester, wurde am
17. Sept. 1830 dem Verkehr übergeben. Dem
englischen Beispiel folgten alsbald die Vereinigten
Staaten von Amerika. Bereits im Jahr 1830
wurden mehrere Linien eröffnet, auf denen — in
der ersten Zeit neben dem Betrieb durch Pferde —
Dampbfbetrieb eingerichtet war. In Deutschland
fand die Eröffnung der ersten Lokomotiveisenbahn
zwischen Nürnberg und Fürth am 7. Dez. 1835
statt. Im April 1837 wurde die Dresden-Leip-
ziger und im Jahr 1838 — als dritte — die
Braunschweig-Wolfenbütteler Bahn dem Verkehr
übergeben; diese war die erste Staatsbahn. In
Frankreich wurde als erste Bahn im Jahr 1832
die Bahn von Lyon nach St-Etienne gebaut.
Um die Entwicklung des Eisenbahnwesens haben
sich alle Kulturvölker, entsprechend der Verschieden-
heit ihrer Charaktere und der von ihnen bewohnten
Gegenden, mehr oder weniger verdient gemacht.
Die Palme gebührt aber den Vereinigten Staaten
von Amerika. Diese haben ein Eisenbahnnetz ge-
schaffen, größer als das aller europäischen Staaten
zusammengenommen, haben durch Herstellung von
Brücken, Überführungen und Trajekten Außer-
ordentliches geleistet und durch gewaltige Ver-
größerung der Lokomotiven und Wagen gezeigt,
zu welcher Massenbewegung die Eisenbahnen fähig
sind. Auch die Bequemlichkeit und die Ausstattung
der Personenwagen wird zum größten Teil den
amerikanischen Bahnen verdankt; für die innere
Einrichtung derselben hat ihnen nicht wie den
europäischen Bahnen der enge Postwagen, son-
dern die Schiffskajüte als Vorbild gedient. Dieser
großartige Ausschwung erklärt sich einmal durch
die Riesenausdehnung des Landes und sodann
dadurch, daß die Kultur in Nordamerika nicht dem
Lauf der großen Flüsse gefolgt ist, sondern über
letztere hinweg vom Osten nach dem Westen ihren
Einzug gehalten hat. Die Eisenbahnen waren
ihre Pioniere. Die meisten größeren Städte des
mittleren und westlichen Nordamerikas sind dann
auch in Anlehnung an vorhandene Bahnen ge-
gründet worden. Seit Beginn des 20. Jahrh.
ist in den Vereinigten Staaten besonders be-
merkenswert das Vordringen der Eisenbahnen in
die noch unerschlossenen westlichen Binnenstaaten
sowie der Ausbau des Eisenbahnnetzes in den
südlichen Golfstaaten, besonders aber das Be-
streben, neue Uberlandbahnen vom Atlantischen
zum Stillen Ozean zu bauen sowie durch Ver-
schmelzung schon vorhandener Eisenbahngesell-
schaften die Uberlandbahnen in ihrer ganzen Aus-
dehnung in eine Hand zu bekommen. ·
Die Entwicklung des Eisenbahnnetzes in den
fünf Erdteilen und den einzelnen Staaten zeigen
die nachstehenden Zusammenstellungen: