1373
Das Wappen Norwegens zeigt in rotem Feld
einen gekrönten goldnen Löwen mit der Streitaxt
des hl. Olaf in den Vordertatzen; die Kriegs-
flagge ist rot mit liegendem blauen Kreuz, dessen
Arme weiß umrandet sind und das in eine be-
sondere Spitze ausläuft, die Handelsflagge ebenso,
aber ohne die Spitzen. Die Landesfarben sind
Rot und Blau.
IV. Wirtschaftliche Perhältnisse. Im Er-
werbsleben des Volkes spielt bei der geologischen
Beschaffenheit des Landes, von dessen Oberfläche
3¾ unproduktiv, über ¼ bewaldet ist, der Ackerbau
eine verhältnismäßig geringe Rolle. 1900 be-
schäftigte er 287705 männliche und 71 311 weib-
liche Personen, die mit ihren Angehörigen knapp
30% der Gesamtbevölkerung ergeben. Die Ernte
des Jahres 1909, das bei fast allen Feldfrüchten
(außer Kartoffeln) einen guten Mittelertrag lie-
ferte, ergab 110 401 hl Weizen, 356 412 hl Rog-
gen, 914 730 hl Gerste, 3 102600 hl Hafer,
180 900 hl Mengekorn, 7 782 500 hl Kartoffeln.
Die Wiesen und Bergweiden (1907: 2878500 t
Heuy begünstigen die Viehzucht; Ende 1900 zählte
man 172 999 Pferde, 950 201 Rinder, 998 819
Schafe, 214594 Ziegen, 165 348 Schweine,
108 784 Rentiere (bei den Lappen). Die Wal-
dungen gestatten eine starke Holzausfuhr (nach den
Niederlanden, England, Chile usw.) und ermög-
lichen eine beträchtliche eigne Industrie (Her-
stellung von Steichhölzern, Holzstoff, Papier usw.).
Der Bergbaubeschäftigte 1907: 6331 Arbeiter
und förderte 459 629 t im Wert von 10,83 Mill.
K: Schwefelpyrite (für 5,55 Mill. K), Kupfer-
erze (2,29), Eisenerze (1,63), Silber (560 000),
Feldspat (512 000 K) usw. Der Reichtum an
Granit, Syenit usw. wird in zahlreichen Stein-
brüchen ausgebeutet.
Die Industrie die auf die Küstenbezirke kon-
zentriert ist und die Wasserkräfte des Landes in
steigendem Maße ausnützt, arbeitet größtenteils
für den heimischen Bedarf und ist hauptsächlich
Holz= und Metallwarenindustrie; bedeutend ist
auch die Herstellung von Textilwaren, Nahrungs-
und Genußmitteln und chemischen Produkten.
1908 wurden in 24 Fabriken 150 000 t Papier,
in 7 Fabriken an 90 000 t Kalziumkarbid her-
gestellt (sast die Hälfte des Weltbedarfs). Eine
sehr große Rolle spielt für die Norweger, beson-
ders für die Küftenbewohner, die Seefischerei.
Am wichtigsten ist jetzt der Fang von Dorschen,
der 1907 von 18992 Booten mit 85 187 Fischern
(bei den Lofoten, Romsdal und in Finmarken)
betrieben wurde (1908 an 48,.2 Mill. Stück im
Fangwert von 19/4 Mill. K, die teils zu Klipp-
fischen teils zu Stockfischen und Tran verarbeitet
werden), ferner die Fischerei auf Heringe (1907:
10 Mill. K), auf Wale und Seehunde (im Nörd-
lichen Eismeer), auf Lachse und Forellen (in den
Binnengewässern).
Der Handet führte 1908 für 376,13 Mill. K
ein, für 240,1 Mill. aus. Hauptgegenstände der
Norwegen.
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Einfuhr waren von Nahrungsmitteln (121,1 Mill.)
Getreide (67,8), Kolonialwaren (26,3), Tiere
und tierische Nahrungsmittel (15,6) usw., von
Rohstoffen (102,5) Kohlen (31,1), Mineralstoffe
(24.7), Metalle (16,4), Häute (13,9), Spinn-
stoffe (11), von Fabrikaten (70,6) Textil-- (38,2)
und Metallwaren (22,2), ferner Ole (29,7); aus-
geführt wurden Tiere und tierische Nahrungsmittel
(72,6), Holzwaren (45,3), Holz (34,8), Mi-
neralstoffe (25), Papier (18,8), Häute (9,5),
Ole (7,19 Mill. K). Die Beteiligung der ver-
schiedenen Länder ergibt die nachstehende Tabelle
(in 1000 K):
Von und nach Einfuhr Ausfuhr
......... 111583 37 482
....... 4 91 730
......... 41 468 12361
......... 27324 9606
und Finlaoad 26 914 6868
Staaten von Amerika 18 104 10 657
......... 16 690 21477
.......... 14 714 11 090
......... 7271 11 110
.. 2 930 11 444
.......... 2020 7048
Verkehr. Die Handelsflotte umfaßte An-
fang 1909: 5690 Segelschiffe (718 933 Register-
tonnen) und 2145 Dampfer (850 713 R.-T.)
im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat Norwegen
die größte Kauffahrteiflotte der Erde. In den nor-
wegischen Häfen (bedeutendste Kristiania, Ber-
gen, Drammen, Aalesund, Trondhjem, Larvik,
Tromsb, Kristiansand usw.) liefen 1908: 11092
Schiffe mit 4517 583 R.-T. ein (davon unter
eigner Flagge 6688 mit 2576 055 R.-T.) und
11 455 mit 4472263 R.-T. aus (norwegisch
6356 mit 2 516 676 R.-T.). Dem innern Ver-
kehr dienen (1909) 2629 km Eisenbahnen, (1908)
3184 Post-, 916 staatliche Telegraphenstationen
(Länge der Linien 10 470, der Drähte 20 689 km),
49167 Telephonsprechstellen (Länge der Linien
11274, der Drähte 106 590 km). Die Eisen-
bahnen, die ursprünglich fast alle von privaten
(besonders englischen) Gesellschaften erbaut worden
waren, sind nach und nach größtenteils in den
Besitz des Staates übergegangen, der an 85%
der Aktien des in ihnen investierten Kapitals be-
sitzt. — Von den Banker besitzt allein die Bank
von Norwegen das Recht der Notenausgabe; sie
steht unter Aufsicht des Staats, der auch den
Direktor ernennt und einen Teil der Aktien besitzt.
Staatlich ist die „Kongeriget Norges Hypothek-
bank“ (1852 gegründet); daneben bestanden
Ende 1907: 92 private Aktiengesellschaften und
460 Sparkassen (die staatlicher Genehmigung be-
dürfen und unter Aufsicht des Finanzministeriums
stehen).
Die Währung istgesetzlich die Goldwährung;
den Münzfuß hat Norwegen mit Schweden und
Dänemark gemeinsam (1 K, die in 100 Ore zer-
fällt, = 1,12 M). Maß und Gewichtssystem ist
das metrische.