Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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Verhältnis zwischen Staat u. Presse mit besond. Be- 
rücksichtigung der Schweiz (1904). — über das 
deutsche Preßgesetz die Werke über deutsches 
Staatsrecht u. zahlreiche Kommentare: von Thilo 
(1874), Koch (1875), Marquardsen (1875), 
Schwarze (11903), Koller (1888), Delius (1895). 
Lehrbücher des deutschen Preßrechts von Berner 
(1876), Liszt (1880), Heilbronn (1891); Kloeppel, 
Das Reichspreßgesetz (1894); Born, Das Reichs- 
preßgesetz (1909); Ebner, Das deutsche Zeitungs- 
recht in Einzeldarstellungen 1: Das deutsche Preß- 
recht, III: Das Recht des Preßgewerbebetriebs, IV: 
Das Anzeigenrecht (1910); demnächst sollen er- 
scheinen II: Das Urheber= u. Verlagsrecht, V: Das 
Preßstrafrecht. — Für Osterreich: Das Preß- 
gesetz vom 17. Dez. 1862 u. das Strafverfahren in 
Preßsachen (1890); Lienbacher, Österr. Preßgesetz- 
gebung (1 1863; 1I 1868); Geller, Preßgesetz (1894); 
Liszt, Lehrbuch des österr. Preßrechts (1878); Storch 
in Mischler u. Ulbrichs Österr. Staatswörterbuch 
III (21907); Das österr. Preßrecht in Friedmann, 
Sandig u. Wachs Österr. Recht III (1905) 1194 ff; 
Friedmann, Vorschläge zur Umgestaltung des 
österr. Preßrechts (1901); Ingwer, Die Preßreform 
(1902); Austerlitz, Preßfreiheit u. Preßrecht (1902); 
Burckhard, Entwurf eines neuen Preßgesetzes 
(1902); Pappafava, Diemoderne Preßgesetzgebung, 
insbes. der österr. Preßreformentwurf (1906). — 
Schmid, Die strafrechtl. Verantwortlichkeit für 
Preßvergehen (1895); Gaze, Die strafrechtl. Haf- 
tung für Preßdelikte (1906).— Biedermann, Preß- 
freiheit u. Gewerbeordnung (1894); Wacker, Theo- 
rie der Preßfreiheit u. der Beleidigungen (1889); 
Huber, Zum Begriff der Preßfreiheit nach schweiz. 
Recht (1891). (Karl Bachem.] 
Preußen. I. Heschichte. Der preußische 
Staat wuchs aus der Markgrafschaft Branden- 
burg hervor, deren Stammland, die Nordmark 
(Mark Salzwedel, die heutige Altmark), am linken 
Ufer der mittleren Elbe liegt. Kaiser Lothar III. 
übertrug diese 1134 dem Grafen Albrecht von 
Ballenstädt aus dem Haus Askanien (oder An- 
halt). Albrecht der Bär (1134/70) eroberte die 
Striche zwischen Elbe und Oder (Priegnitz und 
Mittelmark) und nannte sich Markgraf von Bran- 
denburg; er erscheint bereits im Besitz der Erz- 
kämmererwürde, die später als Grundlage der 
(durch die Goldene Bulle 1356 mit der Mark 
Brandenburg reichsgesetzlich verbundenen) Kur- 
würde diente. Wie er, so sorgten auch seine Nach- 
kommen (Askanier, 1134/1320) in ruhiger, steter 
Weise für die Entwicklung der Markgrasschaft. 
Ganze Scharen von Ansiedlern, namentlich aus 
den Niederlanden, wurden herangezogen, Dörfer 
und Städte (Berlin erhielt 1242 brandenbur- 
gisches Recht) gegründet, Prämonstratenser und 
Zisterzienser (Lehnin 1180, Chorin 1231) ins 
Land gerufen. Fünf Marken (Alt- und Ukermark, 
Priegnitz, Mittel= und Neumark), einen Teil von 
Pommerellen, das Odergebiet bis an die Obra, 
die Lausitz, die Markgrafschaft Landsberg und die 
Pfalzgrafschaft Sachsen hinterließ Waldemar der 
Große (1308/19) seinem unmündigen Vetter 
Heinrich dem Jüngeren von Landsberg, mit dem 
Preußen. 
  
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1320 das Geschlecht ausstarb. Schwere Zeiten 
kamen über die Marken, deren Grenzgebiete an 
die Nachbarn verloren gingen. Nach mehrjährigem 
Interregnum zog Ludwig der Bayer Branden- 
burg als erledigtes Reichslehen ein und übertrug 
es 1323 (Belehnungsurkunde vom 24. Juni 
1324) seinem achtjährigen, ältesten Sohn Lud- 
wig. Für das zerrüttete Land, in welchem die 
Wittelsbacher (1324/73) niemals heimisch gewor- 
den sind, war der Übergang an den Luxemburger 
Karl IV. (Vertrag zu Fürstenwalde, 17. Aug. 
1373) eine wahre Erlösung. Leider war seine 
landesväterliche Regierung (Landbuch der Mark, 
1375) von zu kurzer Dauer. Sein Sohn Sig- 
mund, der 1378 den Hauptteil der Marken nebst der 
Kurwürde erhielt, verpfändete die Mark an seinen 
Vetter Jobst von Mähren und 1402 die Neu- 
mark an den Deutschen Orden. Nach Jobsts Tod 
bestellte er den Burggrafen Friedrich VI. von 
Nürnberg aus der fränkischen Linie der Hohen- 
zollern am 8. Juli 1411 zum „vollmächtigen ge- 
meinen Verweser und obristen Hauptmann“ des 
herabgekommenen, durch die Fehden des Raub- 
adels verwüsteten Landes, das nur noch aus der 
Altmark, Priegnitz, Mittelmark und einem Teil 
der Ukermark nebst Lebus und Sternberg bestand. 
Eine zweite Urkunde vom 11. Juli 1411 sicherte 
Friedrich VI. und seinen Erben den Besitz so 
lange zu, bis die darauf als Ersatz für die auf- 
zuwendenden Kosten verschriebenen 100.000 (später 
150 000) Goldgulden gezahlt seien. 
Im Juni 1412 kam Friedrich in die Mark 
und brach in zweijährigem, mit Umsicht und Tat- 
kraft geführtem Kampf den Übermut des unbot- 
mäßigen Adels. Darauf übertrug ihm Sigmund 
am 30. April 1415 zu Konstanz erblich die Mark 
Brandenburg nebst der Kur= und Erzkämmerer- 
würde unter dem Vorbehalt der Wiedereinlösung 
durch die Luxemburger gegen Zahlung der auf 
400 000 Goldgulden erhöhten Abstandssumme 
und vollzog am 18. April 1417 ebendort die 
feierliche Belehnung. Leider ließ Friedrich I. 
(1415/40) wegen seiner fast ausschließlichen Tätig- 
keit in Reichsangelegenheiten die kaum begründete 
landesherrliche Gewalt wieder verfallen. Sein 
zweiter Sohn und Nachfolger Friedrich II. 
(1440/70) brachte sie dem Adel gegenüber von 
neuem zur Geltung und brach den Trotz der Städte 
(so Berlins 1442). Das Gebiet vergrößerte er 
durch Teile der Ukermark, die Neumark (Rückkauf 
vom Deutschen Orden, 1454) und die böhmischen 
Lehen Kottbus, Peitz, Teupitz und Bärwalde 
(Vertrag zu Guben, 1462) auf 39 985 qkm. 
Durch das Konkordat von 1447 erhielt er das 
Recht, die drei Bistümer seines Landes, Branden- 
burg, Havelberg und Lebus, zu besetzen und auch 
sonst ausgedehnten Einfluß auf die kirchlichen 
Angelegenheiten. Sein Bruder Albrecht Achil- 
les (1470/86) lebte meist in Franken, doch zwang 
er durch sein persönliches Eingreifen die Herzöge 
von Pommern-Wolgast in dem Vertrag zu
	        
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