299
Verhältnis zwischen Staat u. Presse mit besond. Be-
rücksichtigung der Schweiz (1904). — über das
deutsche Preßgesetz die Werke über deutsches
Staatsrecht u. zahlreiche Kommentare: von Thilo
(1874), Koch (1875), Marquardsen (1875),
Schwarze (11903), Koller (1888), Delius (1895).
Lehrbücher des deutschen Preßrechts von Berner
(1876), Liszt (1880), Heilbronn (1891); Kloeppel,
Das Reichspreßgesetz (1894); Born, Das Reichs-
preßgesetz (1909); Ebner, Das deutsche Zeitungs-
recht in Einzeldarstellungen 1: Das deutsche Preß-
recht, III: Das Recht des Preßgewerbebetriebs, IV:
Das Anzeigenrecht (1910); demnächst sollen er-
scheinen II: Das Urheber= u. Verlagsrecht, V: Das
Preßstrafrecht. — Für Osterreich: Das Preß-
gesetz vom 17. Dez. 1862 u. das Strafverfahren in
Preßsachen (1890); Lienbacher, Österr. Preßgesetz-
gebung (1 1863; 1I 1868); Geller, Preßgesetz (1894);
Liszt, Lehrbuch des österr. Preßrechts (1878); Storch
in Mischler u. Ulbrichs Österr. Staatswörterbuch
III (21907); Das österr. Preßrecht in Friedmann,
Sandig u. Wachs Österr. Recht III (1905) 1194 ff;
Friedmann, Vorschläge zur Umgestaltung des
österr. Preßrechts (1901); Ingwer, Die Preßreform
(1902); Austerlitz, Preßfreiheit u. Preßrecht (1902);
Burckhard, Entwurf eines neuen Preßgesetzes
(1902); Pappafava, Diemoderne Preßgesetzgebung,
insbes. der österr. Preßreformentwurf (1906). —
Schmid, Die strafrechtl. Verantwortlichkeit für
Preßvergehen (1895); Gaze, Die strafrechtl. Haf-
tung für Preßdelikte (1906).— Biedermann, Preß-
freiheit u. Gewerbeordnung (1894); Wacker, Theo-
rie der Preßfreiheit u. der Beleidigungen (1889);
Huber, Zum Begriff der Preßfreiheit nach schweiz.
Recht (1891). (Karl Bachem.]
Preußen. I. Heschichte. Der preußische
Staat wuchs aus der Markgrafschaft Branden-
burg hervor, deren Stammland, die Nordmark
(Mark Salzwedel, die heutige Altmark), am linken
Ufer der mittleren Elbe liegt. Kaiser Lothar III.
übertrug diese 1134 dem Grafen Albrecht von
Ballenstädt aus dem Haus Askanien (oder An-
halt). Albrecht der Bär (1134/70) eroberte die
Striche zwischen Elbe und Oder (Priegnitz und
Mittelmark) und nannte sich Markgraf von Bran-
denburg; er erscheint bereits im Besitz der Erz-
kämmererwürde, die später als Grundlage der
(durch die Goldene Bulle 1356 mit der Mark
Brandenburg reichsgesetzlich verbundenen) Kur-
würde diente. Wie er, so sorgten auch seine Nach-
kommen (Askanier, 1134/1320) in ruhiger, steter
Weise für die Entwicklung der Markgrasschaft.
Ganze Scharen von Ansiedlern, namentlich aus
den Niederlanden, wurden herangezogen, Dörfer
und Städte (Berlin erhielt 1242 brandenbur-
gisches Recht) gegründet, Prämonstratenser und
Zisterzienser (Lehnin 1180, Chorin 1231) ins
Land gerufen. Fünf Marken (Alt- und Ukermark,
Priegnitz, Mittel= und Neumark), einen Teil von
Pommerellen, das Odergebiet bis an die Obra,
die Lausitz, die Markgrafschaft Landsberg und die
Pfalzgrafschaft Sachsen hinterließ Waldemar der
Große (1308/19) seinem unmündigen Vetter
Heinrich dem Jüngeren von Landsberg, mit dem
Preußen.
300
1320 das Geschlecht ausstarb. Schwere Zeiten
kamen über die Marken, deren Grenzgebiete an
die Nachbarn verloren gingen. Nach mehrjährigem
Interregnum zog Ludwig der Bayer Branden-
burg als erledigtes Reichslehen ein und übertrug
es 1323 (Belehnungsurkunde vom 24. Juni
1324) seinem achtjährigen, ältesten Sohn Lud-
wig. Für das zerrüttete Land, in welchem die
Wittelsbacher (1324/73) niemals heimisch gewor-
den sind, war der Übergang an den Luxemburger
Karl IV. (Vertrag zu Fürstenwalde, 17. Aug.
1373) eine wahre Erlösung. Leider war seine
landesväterliche Regierung (Landbuch der Mark,
1375) von zu kurzer Dauer. Sein Sohn Sig-
mund, der 1378 den Hauptteil der Marken nebst der
Kurwürde erhielt, verpfändete die Mark an seinen
Vetter Jobst von Mähren und 1402 die Neu-
mark an den Deutschen Orden. Nach Jobsts Tod
bestellte er den Burggrafen Friedrich VI. von
Nürnberg aus der fränkischen Linie der Hohen-
zollern am 8. Juli 1411 zum „vollmächtigen ge-
meinen Verweser und obristen Hauptmann“ des
herabgekommenen, durch die Fehden des Raub-
adels verwüsteten Landes, das nur noch aus der
Altmark, Priegnitz, Mittelmark und einem Teil
der Ukermark nebst Lebus und Sternberg bestand.
Eine zweite Urkunde vom 11. Juli 1411 sicherte
Friedrich VI. und seinen Erben den Besitz so
lange zu, bis die darauf als Ersatz für die auf-
zuwendenden Kosten verschriebenen 100.000 (später
150 000) Goldgulden gezahlt seien.
Im Juni 1412 kam Friedrich in die Mark
und brach in zweijährigem, mit Umsicht und Tat-
kraft geführtem Kampf den Übermut des unbot-
mäßigen Adels. Darauf übertrug ihm Sigmund
am 30. April 1415 zu Konstanz erblich die Mark
Brandenburg nebst der Kur= und Erzkämmerer-
würde unter dem Vorbehalt der Wiedereinlösung
durch die Luxemburger gegen Zahlung der auf
400 000 Goldgulden erhöhten Abstandssumme
und vollzog am 18. April 1417 ebendort die
feierliche Belehnung. Leider ließ Friedrich I.
(1415/40) wegen seiner fast ausschließlichen Tätig-
keit in Reichsangelegenheiten die kaum begründete
landesherrliche Gewalt wieder verfallen. Sein
zweiter Sohn und Nachfolger Friedrich II.
(1440/70) brachte sie dem Adel gegenüber von
neuem zur Geltung und brach den Trotz der Städte
(so Berlins 1442). Das Gebiet vergrößerte er
durch Teile der Ukermark, die Neumark (Rückkauf
vom Deutschen Orden, 1454) und die böhmischen
Lehen Kottbus, Peitz, Teupitz und Bärwalde
(Vertrag zu Guben, 1462) auf 39 985 qkm.
Durch das Konkordat von 1447 erhielt er das
Recht, die drei Bistümer seines Landes, Branden-
burg, Havelberg und Lebus, zu besetzen und auch
sonst ausgedehnten Einfluß auf die kirchlichen
Angelegenheiten. Sein Bruder Albrecht Achil-
les (1470/86) lebte meist in Franken, doch zwang
er durch sein persönliches Eingreifen die Herzöge
von Pommern-Wolgast in dem Vertrag zu