Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

le savoir. Eines nur möchte ich noch dazu sagen. Die Rede ist ein Ganzes, 
wer den Anfang wegläßt, mißdeutet das Ende und umgekehrt. Ich 
habe eine sehr schlechte Meinung von der moralischen Verfassung der Macht- 
haber unserer Feinde, von der horrenden Urteilslosigkeit ihrer Bölker. Wir haben 
hier gegen eine Niedertracht der Gesinnung zu kämpfen, wie sie schändlicher wohl 
nie bestand. Wir dagegen fündigen durch Dummheit, denn Alldeutsche 
und Friedensresolutionen sind beides gleich dumme Erscheinungen, 
wenigstens in der Form, in der sie auftreten. Auch sonst gibt es Ge- 
meinheit genug, auch bei uns, aber sie ist weniger bewußt, weniger Sünde gegen 
den beiligen Geist. Wann wir uns wiedersehen, weiß ich nicht zu sagen. Das 
Bahnfahren ist kein Vergnügen mehr, und bei der Kälte erst recht nicht. Ich 
hoffe, das Frühjahr bringt uns wieder einmal zusammen. Bis dahin leb wohl 
und sei herzlich gegrüßt von Deinem treuergebenen Vetter Max.“ 
Die beiden Reden drangen wohl kaum in die französische, italienische 
oder amerikanische Offentlichkeit. In England aber wurden sie von den 
maßvollen Kreisen recht verstanden. Die „Nation“ (vom 12. Januar 1918) 
hörte aus meiner Rede besonders die Absage an Lloyd George heraus: 
„Die Liberalen, die Demorraten, die verständigen Konservativen in Deutsch- 
land, kurz alle jenen Elemente in den feindlichen Ländern, mit denen eine Annähe- 
rung zu finden die Hauptchance für eine erträgliche Zukunft der Welt bietet, hatten 
begonnen, an einem England zu verzweifeln, in dem Mr. Lloyd George Premier- 
minister bleiben würde.“ 
Dann brachte das Blatt ein ausführliches Resümee meiner Anklagen 
gegen die Richterpose der Entente: Frankreichs Unterschlagung der russi- 
schen Mobilmachung, Englands Ermutigung des russischen Kriegswillens, 
Wilsons lässiger Schutz unserer Kriegsgefangenen — alles war gewissen- 
haft wiedergegeben, und nur die Bemerkung daran geknüpft: „Wir können 
seine Auffassung der Tatsachen nicht hinnehmen, aber es ist wichtig, uns 
klarzumachen, daß ein Mann, dessen hohbe Grundsätze und guter Glaube 
außer Zweifel stehen, aufrichtig der Aberzeugung ist, die Entente sei ebenso 
schuldig wie Deutschland.“ Zum Schluß hieß es: „Die Rede ist in der Tat 
eine Antwort auf Lord Lansdowne.“ 
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