Es gibt drei Methoden, den Weltkrieg zu liquidieren:
Erstens: Die diplomatische Methode .. . Man# erklärt seine Verhandlungs-
bereitschaft und erwartet dann, sich irgendwo mit einem feindlichen Unterhändler,
womöglich mit einem, den man von früher her kennt, zu treffen, um in einer freund-
schaftlichen Aussprache die Lösung des Weltkriegs zu finden. Diese Methode kann
als vieux jenu bezeichnet werden.
Zweitens: Die demokratische Methode . Vertreter der internationalen
Sozialdem okratie treffen sich, und versuchen, eine bessere Welt aufzubauen auf
Grund von Prinzipien, an die sie glauben, aber die sie noch nicht erprobt haben.
Die Verhandlungen werden öffentlich geführt.
ODrittens: Die Methode der Staatskunst. Verhandlungen werden vorbe-
reitet durch eine öffentliche Aussprache, die gewissermaßen die Basis der Ver-
ständigung schon findet und sie den Bölkern so deutlich macht, daß die öffentliche
Meinung in den kriegführenden Ländern auf den Versuch hindrängt, die noch be-
stehenden Differenzen durch diplomatische Abmachungen zu überbrücken. Als Herr
v. Kühlmann seine erste Rede hielt, in der er von der notwendigen Atmosphäre
sprach, in der die Friedensverhandlungen geführt werden müssen, hatte man ge-
bofft, daß er den dritten Weg beschreiten würde.
So kritisch wir im einzelnen den Ausdrucksformen gegenüberstehen, die sich die
guten Absichten unserer Regierung wählen, so kann über den einen entscheidenden
Punkt doch kein Zweifel sein: Die moralische Berantwortung für die
kommende Waffenentscheidung tragen die Feinde. Die Offensive wurde
nicht in Berlin, sondern in Versailles beschlossen.“
Welche Wirkung hatte nun die Offensive auf England?
Am 23. März 1918 wird noch Optimismus zur Schau getragen. Die
englische Hresse arbeitet nach der Direktive: Ansere Linie mag sich biegen,
aber sie wird nicht brechen. Man weissagt eine kurze Dauer der Offensive:
Sie ist die letzte Karte der Deutschen, versagt sie, so haben sie den
Krieg verloren.
Im Laufe dieses Tages schlägt die Stimmung um. Das Haigsche Tele-
gramm: „Die Deutschen haben unser Verteidigungssystem westlich von
St. Quentin durchbrochen,“ macht einen furchtbaren Eindruck. Man
spricht von der Trennung der beiden Armeen und stellt den Verlust der
Kanalhäfen in Rechnung.
Haig selbst verlangt nach dem Generalissimus. Der englische Streik
wird abgesagt. Ramsay Mac Donald geht unter die Rufer im Streit:
„Die große deutsche Offensive wird nicht gelingen. Sie kann wochen-
lang dauern, bis die Menschenkraft erschöpft ist, aber England wird nicht
geschlagen werden.“
Haig leitete mit seinem Telegramm die Periode jener heroischen Wahr-
haftigkeit ein, deren England im Unglück häufig fähig gewesen ist, zum
Schaden seiner Feinde.
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