Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Zwölftes Kapitel 
Gröners Aussprache mit den Arbeiterführern. Mein Pakt 
mit Ebert und das Ultimatum der Sozialdemokraten 
Am Mittwoch, den 6. November, stellte Gröner eine noch schlimmere 
Drognose als am Tage vorher. Ich sah ihn zunächst im Garten. Der Kaiser 
hatte ihm, unmittelbar nach seiner Ankunft, mitteilen lassen, daß wir nach 
seiner Meinung nunmehr den direkten Weg von Armee zu Armee be- 
schreiten müßten, um die Waffenstillstandsbedingungen beschleunigt zu er- 
fragen. Aber Gröner hatte sich am 5. November noch nicht mit dieser An- 
regung identifizieren wollen, die übrigens auch direkt an das Auswärtige 
Amt gelangt war.!] Nunmehr teilte er mir persönlich mit, daß wir mit 
der weißen Fahne hinübergehen müßten. Ich antwortete: „Aber doch nicht 
vor acht Tagen?“ Darauf erwiderte der General Gröner: „Das ist zu 
lange.“ Ich fragte noch einmal: „Aber doch nicht vor Montag?“ Gröner 
antwortete: „Das ist auch zu lange, Sonnabend ist der letzte Tag.“ 
1 Telegramm: 
Seiner Moajestät Hofzug, den 5. November 1918. 
Die durch Exzellenz v. Delbrück übermittelte Bitte wegen Rückkehr des Kaisers 
ist Seiner Majestät vorgelegt und heute durch Freiherrn v. Lersner in meiner 
Gegenwart auf Grund des ihm vom Herrn Reichskanzler mündlich erteilten Auftrags 
ergänzt worden. 
Der Kaiser hat noch nicht endgültig dazu Stellung genommen, da inzwischen auch 
General Gröner dort hierüber verhandelt. 
Die Neigung des Kaisers zur Rückkehr ist jetzt gering; dies erklärt sich aus der 
durch die Entsendung des Ministers Drews erzeugten Stimmung und aus der 
Meinung, daß die Waffenstillstandsbedingungen noch längere Zeit auf sich warten 
lassen werden. 
Seine Masestät glaubt sogar, daß die Bedingungen überhaupt erst auf einen Schritt 
von Armee zu Armee mitgeteilt werden; auch dieserhalb ist General Gröner heute 
beauftragt worden, dort Rücksprache zu nehmen. Auch wenn die Frage eines Waffen- 
stillstandes nicht vorwärts kommt, so wünscht der Kaiser doch, daß die Verhandlung 
über den Frieden mit Wilson weitergeführt wird. 
General v. Marschall macht bezüglich weiterer Frontreisen geltend, daß der 
gestrige Frontbesuch erwiesen habe, wie notwendig die Wiederaufnahme der Füh- 
589
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.