demokraten zu treten, und habe es daher für richtig gehalten, noch spät
am Abend die folgende Warnung meinem Entlassungsgesuch nachzusenden:
„Berlin, 7. November 1918.
Ankunft 8. November.
Der Reichskanzler an Freiherrn v. Grünau.
Für Seine Majestät den Kaiser und König.
Zu der Lage, die durch das Vorgehen der Sozialdemokratie geschaffen worden
ist, wage ich Eurer Majestät folgendes vorzutragen:
Eine Thronentsagung Eurer Majestät und ein Thronverzicht Seiner Kaiser-
lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, die unter dem Druck der Sozial-
demokratie erfolgen — beide werden in dem heute abend verbreiteten Flugblatt
der Partei bis Freitag mittag gefordert —, hielt ich für eine so schwere Ge-
fährdung der Dynastie und des Reichsgedankens, daß es mein ganzes Bestreben
war, sie durch meine Schritte bei Eurer Majestät und im Kriegskabinett abzu-
wenden. Für eine noch größere Gefahr aber halte ich eine Regierung ohne oder
gegen die Sozialdemokratie, sie wäre jetzt nur in Form einer Militärdiktatur
möglich, die unvermeidlich in blutigem Bürgerkrieg und in der Zerstörung des
deutschen Volkskörpers durch den Bolschewismus enden müßte. Schon der Ver-
such, sie durchzuführen, würde scheitern, da die Truppen größtenteils zu den Auf-
rührern übergehen würden. Ich halte es daher für meine Oflicht, Eurer Majestät
von einem solchen Schritt mit aller Eindringlichkeit abzuraten.
Alleruntertänigst
Reichskanzler Prinz Max von Baden.“
Ich habe die Nacht vergehen lassen, ehe ich jenen ergänzenden Vor-
schlag folgen ließ, der der Krone noch einen Rest von Würde und Ini-
tiative retten und gleichzeitig den Sozialdemokraten ermöglichen wollte, in
der Regierung zu bleiben. 1
Für die Entschließungen Seiner Majestät mußte die Erwägung maß-
gebend sein: bewahre ich durch mein Opfer das Land vor dem Umsturz?
Mit anderen Worten: was ist die Garantie der Sozialdemokraten wert?
Scheidemann hatte eben erst wieder im Kabinett feierlich versprochen:
wir halten die Massen im Zaum, wenn der Kaiser abdankt. Ich war gewiß
skeptisch gegen seine Zusagen geworden, auch hatte er sich während der
Kabinettssitzung in Widersprüche verwickelt, bei denen es schwer wurde, an
eine unbedingte bona fides zu glauben. Scheidemann war — das ließ er
sich entschlüpfen — über mein Gespräch mit Ebert informiert worden
und begründete trotzdem das Ultimatum der Sozialdemokraten damit,
daß „der Kanzler doch nicht von sich aus den Entschluß fassen würde,
den Kaiser zur Abdankung zu bewegen“. Hier stimmte etwas nicht!
Aber mein Vertrauen zu Ebert hielt stand. Der Mam war entschlossen,
sich mit seiner ganzen ungebrochenen Autorität der Revolution ent-
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