Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Eine denkbar engherzige und parteiische Lösung der kolonialen Fragen 
wird vorgeschlagen. Deutschlands moralischer Anspruch, Kolonialmacht 
zu sein, war vor dem Kriege unbestritten, gerade bei den Sachverständigen 
Englands. Die Treue der Eingeborenen Ostafrikas in diesem Kriege ist 
ohne Beispiel in der kolonialen Geschichte und stellt eine deutliche Willens- 
äußerung der einheimischen Bevölkerung dar. Die vorgesehene Regelung 
ist getroffen ohne Rücksicht auf den „Rechtsanspruch Deutschlands“ und 
ohne „Rücksicht auf die Interessen der betroffenen Bevölkerungen“. 
Dunkt 7. 
„Belgien muß, worin die ganze Welt übereinstimmen wird, geräumt 
und wiederhergestellt werden, ohne jeden Versuch zur Beschränkung 
seiner Souveränität, die es in gleicher Weise wie alle anderen freien Na- 
tionen genießt. Keine andere einzelne Handlung wird wie diese dazu dienen, 
unter den Völkern das Vertrauen in die Rechte wiederherzustellen, die sie 
selbst sich zur Regelung ihrer Beziehungen untereinander gesetzt haben. 
Ohne diesen beilenden Eingriff sind Bau und Geltung des Völkerrechts 
für immer erschüttert." 
Belgien soll nicht nur wiederhergestellt, sondern erweitert werden auf 
Kosten deutschen Gebietes und deutscher Menschen. 
In Dunkt 7 fordert Wilson nicht nur für Belgien die uneingeschränkte 
Souveränität, sondern er spricht sie allen anderen freien Nationen zu; nach 
den Bestimmungen des Friedensvertrages soll Deutschland unfrei werden. 
Wichtigste Hoheitsrechte des deutschen Volkes sollen auf die COommission 
des Réparations übergehen, und die geplanten Eingriffe in die deutsche 
Gerichtshoheit, wie z. B. die groteske und entehrende Forderung nach 
Auslieferung des Kaisers, gehen weit über die Ansprüche hinaus, die seiner- 
zeit Österreich an Serbien stellte, und die Serbien als unvereinbar mit seiner 
Souveränität zurückwies. 
Punkt 8. 
„Alles französische Gebiet sollte befreit und die besechten Teile 
wiederhergestellt, das Unrecht aber, das Frankreich von Preußen im 
Jahre 1871 in Elsaß-Lothringen zugefügt wurde und das fast ein 
halbes Jahrhundert den Weltfrieden gestört hat, sollte wieder gutgemacht 
werden, damit der Frieden im Interesse aller wieder gesichert wird.“ 
Präsident Wilson hat immer wieder in seinen Reden erklärt, daß die 
Wiedergutmachung eines AUnrechts niemals in seiner Wiederholung bestehen 
könnte. 
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